Mit Schlagstöcken, Messern und Schusswaffen waren vor einer Woche zirka 30 Personen eines „kurdisch-libanesischen“ Clans im Klinikum Links der Weser aneinander geraten.
Dass es sich bei diesem Clan um die polizeibekannte Großfamilie handelt, will offiziell niemand bestätigen. Polizeiintern geht man aber davon aus, wie Sicherheitskreise dem Weser Report berichten.
Doch warum bekriegen sich diese Familien mitten in Bremen? „Diese Clans wissen, dass der Rechtsstaat ihnen nicht viel nachweisen kann, deswegen treten sie so auf“, sagt Dietmar Heubrock, Professor für Rechtspsychologie an der Universität Bremen. „Sie demonstrieren ihre Macht.“
Zusammenhalt „eine Frage der Ehre“
Die Schwierigkeit für Polizei und Justiz bestehe darin, Beweise und Zeugenaussagen zu finden, die für eine Verurteilung reichen. „Die Clans leben ihre eigene Kultur, darin zählt die Gruppe mehr, als der Einzelne“, so Heubrock.
Das führe zu einem ganz anderen Rechtsverständnis. „Wenn ein Familienmitglied vor Gericht steht, ist es eine Frage der Ehre, dass die anderen ihn nicht verraten“, erklärt Heubrock.
Schießereien auf offener Straße, mit denen der Clan in der Vergangenheit aufgefallen ist, hat es schon länger nicht mehr gegeben. „Die Machtkämpfe um ihre Geschäftsfelder sind ausgefochten.“ Dafür war die erste Generation der Clans verantwortlich. „Die haben den Krieg mitbekommen und waren verroht.“
Polizei geht offensiv vor
Die zweite Generation sei vermeintlich unscheinbarer geworden. Die Auseinandersetzung am Klinikum Links der Weser zeige aber, dass es unter der Oberfläche weiter brodele.
Die Polizei hatte nach der jüngsten Massenschlägerei angekündigt, sie werde gegen die Täter vorgehen, man dulde solches Verhalten nicht.
Gewerkschaft kritisiert Zuständigkeiten bei Polizei
Hinzu kommt Gerangel um Zuständigkeiten. Die Polizei hat vergangene Woche eine Sondergrupppe gegründet. Dabei gibt es seit 2011 schon die „Informationsstelle Ethnische Clans“ (ISTEC). Ob diese an den Ermittlungen beteiligt ist, lässt die Staatsanwaltschaft offen.
„Vor dem Hintergrund der aktuellen Ereignisse muss kritisch nachgefragt werden, wie verantwortliche Politiker angesichts des Personalmangels mit der Dienststelle ISTEC vorgehen“, kritisiert Lüder Fasche von der Fachgruppe Kriminalpolizei der Polizeigewerkschaft.
Immerhin haben sich laut Staatsanwaltschaft mittlerweile vier Tatverdächtige gestellt, zwei davon sitzen in Untersuchungshaft. Am Freitag hatte die Polizei mehrere Hausdurchsuchungen in Verden und Achim durchgeführt.