Jan Böhmermann als Gast in der Talkshow „3 nach 9“Foto: Radio Bremen / Frank Pusch Jan Böhmermann als Gast in der Talkshow „3 nach 9“Foto: Radio Bremen / Frank Pusch
Satiriker

Wie Jan Böhmermann begann, die Meinungen zu spalten

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Der Satiriker, der international für Schlagzeilen sorgt, fing in Bremen an, Grenzen auszuloten: Er spaltete schon am Anfang seiner Karriere die Meinungen – und feilte daran, wie sich sein früherer Mentor erinnert.

Im Elefanten, im Kolonialdenkmal, soll Gold versteckt sein? Polizeiautos verfolgen das Team des Senders? Bremen ist nur wegen eines Goldschatzes überhaupt selbstständig? Auch seine Heimatstadt hat etwas abbekommen von der Satire, mit der Jan Böhmermann Grenzen auslotete, in diesem Fall in einer ARD-Reihe, in der 16 Bundesländer porträtiert wurden.

Jetzt wird gegen Böhmermann gleich zwei Mal ermittelt wegen seiner „Schmähkritik“ am türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan, zum einen wegen einer Anzeige des Betroffenen, zum anderen, weil Kanzlerin Angela Merkel am Freitag der Justiz die Genehmigung zu Ermittlungen nach Paragraph 103, spöttisch Majetätsbeleidigung genannt, erteilt hat.

Böhmermann wuchs als Sohn eines Polizisten auf

Böhmermann selbst hat sich zurückgezogen, beantwortet keine Interviewanfragen. Doch auf die Spuren seiner Arbeit trifft man kaum an einem Ort so wie in Bremen: Hier begann der Sohn eines Polizisten und gebürtige Gröpelinger in den neunziger Jahren als Mitarbeiter der Lokalausgabe der Tageszeitung im Bremer Norden. „Seine“ Medien fand er aber erst mit Hörfunk und Fernsehen, ein „echter“ Print-Jorunalist wurde er nie.

„Jan Böhmermann kam 1999 aus einer Video AG in Bremen-Nord zu uns. Er machte in der Online-Abteilung des Senders seine ersten eigenen Beiträge. Damals hatte er schon einen tollen Humor“, sagt der Journalist Helge Haas, Leiter bei Radio Bremen für die jungen Angebote wie Bremen Vier.

Radio Bremen bot ihm das Volontariat an

„Sein Thema ist es schon  immer gewesen, die Grenzen auszutesten“, stellt Haas fest. „Und deshalb ist wohl Radio Bremen auch der einzige Sender gewesen, der Böhmermann ein Volontariat angeboten hat.“ Von Oktober 2002 bis März 2004 absolvierte er die Ausbildung.

Einer Anekdote zufolge lief das nicht immer glatt: Wenn Böhmermann Nachrichtenbeiträge sprach, soll man förmlich immer auf die Pointe gewartet haben, habe der Nachrichtenchef damals festgestellt.

Helge Haas: „Jan spaltet die Meinungen“

Nach dem Volontariat ging Böhmermann zum WDR und zum Hessischen Rundfunk, produzierte aber weiter Beiträge für Bremen Vier, wie „Lukas Tagebuch“. 2010 wurde er einer der Moderatoren der bundesweiten Radio-Talkshow „LateLine“, die Radio Bremen 2012 auch ins Fernsehen brachte.

Und bei einem Auftritt in der Radio Bremen-Talkshow „3 nach 9“ lernte er Charlotte Roche kennen, mit der er ab 2012 die Talkshow Roche & Böhmermann moderierte.  „Jan spaltet die Meinungen – das war damals schon so und dieses Talent hat er stetig weiterentwickelt“, sagt Haas heute.

Wie er denn wohl mit der Situation klarkomme? Also mit Rummel sei Böhmermann eigentlich nie überfordert gewesen, aber wenn die Familie bedroht werde, höre der Spaß auf.

Provokation kommt nicht aus luftleerem Raum

„Er wird nicht überrascht sein, dass die Satire gerichtlich überprüft wird. Aber die Provokation kommt ja auch nicht aus dem luftleeren Raum.“ Zum einen die bedenkliche Lage der Pressefreiheit in der Türkei.

Zum anderen habe die „Schmähkritik“, das Gedicht, das Böhmermann bei Neo Royale vortrug, ja ein Vorspiel gehabt: „Das war die relativ harmlose Satire von den Kollegen von Extra 3, die dafür sorgte, dass der deutsche Botschafter in der Türkei einbestellt wurde.“ Da habe es wohl für Böhmermann auf der Hand gelegen, die Grenzen erneut auszutesten.

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