So enge Verzahnungen wie vor Ort bei der Arbeit im Landkreis Verden und der Kreisvolkshochschule als Bildungsträger gibt es zwischen Bund, Ländern und Kommunen mit Blick auf Deutschkurse nicht So enge Verzahnungen wie vor Ort bei der Arbeit im Landkreis Verden und der Kreisvolkshochschule als Bildungsträger gibt es zwischen Bund, Ländern und Kommunen in Sachen Sprachkursen nicht. Foto: Bruns
Verden

Flüchtlinge: Ämter-Chaos im Landkreis Verden

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Bei der Verdener Kreisverwaltung rechnet man mit rund 1.200 Flüchtlingen mit Bleibeperspektive, die es für den Arbeitsmarkt fit zu machen gilt. Doch allein, ihnen Deutschkurse zu vermitteln, ist eine Hürde.

Zusätzliche 450.000 Euro hat der Landkreis per Kreistagsbeschluss bereits im vergangenen Jahr der eigenen, normalerweise für Langzeitarbeitslose zuständigen, Anstalt Arbeit im Landkreis Verden (ALV) zugesprochen: Geld, das dort vorrangig für Vermittlungspersonal eingesetzt wurde.

Diese Vermittlungskräfte haben, in Zusammenarbeit mit der Agentur für Arbeit, bereits 450 Asylsuchenden Sprachkurse oder berufliche Qualifikationen beschafft. Dennoch: Rund 800 potenzielle Arbeitnehmer unter den Neuankömmlingen gelten noch als  gänzlich unversorgt, von ehrenamtlichen Sprachangeboten einmal abgesehen.

Weitere „Überplanmäßige“ Finanzspritze

Gemäß eines neuen Beschlussvorschlags, über den am 20. April der Kreissozialausschuss berät und am 17. Juni der Kreistag entscheidet, soll die ALV jetzt eine weitere „überplanmäßige“ Finanzspritze von 450.000 Euro erhalten – zur „Finanzierung von Spracheinstiegskursen und Projekten zur Arbeitsmarktintegration für Flüchtlinge mit Leistungsanspruch“, wie es heißt.

Hintergrund ist ein offenbar ziemliches Durcheinander in der Eingliederungsstrategie des Bundes und der Länder, die eigentlich für Integrations- und Sprachkurse zuständig sind. „Gefördert werden aber meist nur bestimmte Zielgruppen“, erklärt ALV-Vorständin Kerstin Wendt.

„Abrechnung erfolgt in zig verschiedenen Behörden“

Exemplarisch nennt sie die 200 Flüchtlinge aus der Morsumer Unterkunft, für die solche Angebote „aus allen möglichen verschiedenen Töpfen“ beantragt werden müssten, wobei trotzdem über 40 Personen unversorgt blieben. Mal gibt es Förderangebote speziell für bestimmte Volksgruppen; dann Sprachkurse nur für Personen mit sicheren Deutschkenntnissen; oder berufliche Förderungen, für die wieder andere Richtlinien gelten.

„Die Abrechnung der Angebote erfolgt in zig verschiedenen Behörden“, schreibt auch Landrat Peter Bohlmann in einer Kreistagsvorlage. Verzahnungen zur Kommune oder zur Arbeitsagentur gebe es nicht.Erhielten nur bestimmte Gruppen unter den Flüchtlingen solche Angebote, provoziere dies zudem Spannungen in den Unterkünften.

Personelle Verstärkung für Deutschkurse

Allein die Kosten für die sprachliche Basis-Schulung für 800 Asylanten beziffert die Kreisverwaltung auf 832.000 Euro. Was davon nicht durch Bundes- oder Landesförderungen gedeckt werden kann, soll zunächst selbst finanziert werden. „Wir haben es hier mit Leuten zu tun, die teilweise gar nicht alphabetisiert sind – und wenn, dann vielleicht nur in arabischer Schrift“, so Kerstin Wendt.

Für Sprachkurse werde man sich weitere personelle Verstärkung holen oder mit externen Bildungsträgern zusammenarbeiten. Das Angebot werde bestimmte Lücken schließen. Die Kooperation mit der Kreisvolkshochschule und der Arbeitsagentur zur Integration der Flüchtlinge laufe aber gut. Einen Teil des Geldes soll die ALV zudem für „arbeitsmarktnahe Qualifizierungsangebote im Bereich Garten- und Landschaftsbau, Handwerk oder Hauswirtschaft“ verwenden.

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