Der neue Trinkwasserbrunnen an der Kirche Unser Lieben Frauen, Foto: Barth Der neue Trinkwasserbrunnen an der Kirche Unser Lieben Frauen, Foto: Barth
Trinkwasser für alle

Obdachlose müssen nicht länger aus Pfützen trinken

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In der Bremer Innenstadt gibt es zwar viele Brunnen, doch nur im Schnoor sprudelt einer mit Trinkwasser. Seit Freitag gibt es einen zweiten Trinkwasserbrunnen. Sozialarbeiter und Obdachlose sagen: Das ist dringend nötig.

„Wasser ist ein Grundrecht und eine überlebenswichtige Sache“, sagte Streetworker Harald Schröder am Freitag bei der Eröffnung des neuen Trinkwasserbrunnens an der Außenwand der Sakristei der Kirche Unser Lieben Frauen.

Schröder hatte eine klare Botschaft: Während viele im Überfluss leben, hat es Bremen bisher nicht geschafft, sich ausreichend um die kostenlose Trinkwasserversorgung seiner rund 600 Obdachlosen zu kümmern.

„Ein Obdachloser hat mir erzählt, dass er Wasser aus Pfützen trinken muss, weil es in der Innenstadt nicht genug öffentlich zugängliche Wasserstellen gibt“, sagt Schröder. „Wir haben Brunnen mit Wasser für Hunde, Pferde und Vögel, aber nicht für Menschen“, kritisierte er weiter.

Bis zu 5 Euro kostet Wasser pro Tag

Nur im Schnoor gibt es an der Kirche St. Johann einen Trinkwasserbrunnen für Menschen. „Obdachlose sammeln Flaschen und Dosen um sich davon Wasser zu kaufen,  das ist absurd“, sagt der Streetworker.

„Wir brauchen täglich 2-3 Euro um uns etwas zu trinken zu kaufen und wer sich dann noch waschen will, braucht nochmal 2 Euro“, bestätigt der Obdachlose Harald Barzen den Eindruck von Schröder. Deswegen hat er dieser die Initiative ergriffen und dafür gesorgt, dass das jetzt anders ist.

Trinkwasserbrunnen soll für alle da sein

Finanziert durch Spenden der Kirchengemeinde, der Bremer Landesbank und anderen Spendern ist eine Summe von über 10.000 Euro gesammelt worden und der Brunnen konnte gebaut werden.

Ein Wasserhahn ragt aus der Wand, darunter ist ein tropfenförmiges Becken, noch leckt die Leitung, aber Wasser fließt schon. Entworfen wurde der Brunnen,  der sich nahtlos in die Architektur der Kirche einfügt,  von dem Künstler Joachim Manz.

Pastor Stephan Kreutz betonte in seiner Rede, dass der Trinkwasserbrunnen für alle da sein soll: „Ob Tourist oder Obdachloser, alle Menschen müssen trinken und können das hier ohne Unterschied machen“, so Kreutz.

Es mangelt an Toiletten und Duschen für Obdachlose

Streetworker Schröder indes verwies trotz aller Freude über den neuen Brunnen gleich auf das nächste Problem: „Wer Wasser trinkt, muss es dann wieder los werden, in der Innenstadt sind die öffentlichen Toiletten aber durch die „nette Toilette“ in Restaurants ersetzt worden“, prangert er an.

„Obdachlosen mit Plastiktüten, die aussehen wir Gerber wird der Zugang dazu verwehrt“, sagt Schröder. Auch öffentliche Duschen oder die Waschmöglichkeiten gibt es bisher kaum. „Es ist gut, dass St. Johann in sechs Monaten öffentliche Duschen und Waschküchen einrichtet, aber wir brauchen mehr davon“, sagt Schröder. Und appelliert an die Politik: „Das darf nicht nur eine Aufgabe der Barmherzigkeit sein.“

 

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