Wenn Telefonstelen zu wenig Umsatz bringen, lohnt sich für die Telekom nach eigenen Angaben der Betrieb nicht mehr. „Der Unterhalt einer Telefonzelle kostet Geld, etwa für Strom, Standortmiete, Wartung oder Beseitigung von Schäden durch Vandalismus“, sagt Unternehmenssprecher George-Stephen McKinney.
Liegt der monatliche Umsatz eines öffentlichen Fernsprechers bei unter 50 Euro, würde die Telekom ihn deshalb lieber abbauen. „Der Umsatz ist ein klares Indiz dafür, dass der Wunsch nach einer Grundversorgung durch die Bevölkerung an dieser Stelle offensichtlich nicht mehr besteht“, meint McKinney.
Zehn Telefonzellen sind betroffen
In der Neustadt sind von den Plänen gerade zehn Telefonzellen betroffen. Die Telekom hat sich deshalb mit ihrem Abbauwunsch an den Beirat der Neustadt gewandt. Und dessen Mitglieder sehen diese Pläne überwiegend kritisch.
„Wir brauchen Notrufmöglichkeiten“, sagt etwa Wolfgang Schnecking (SPD). Gerade für ältere Leute vermittelten Telefonzellen „ein Gefühl der Sicherheit“, meint Torsten Dähn (Grüne). „Ich habe kein Bedürfnis, der Telekon eine Kostenerleichterung weiterzugeben“, sagte Rainer Müller (SPD).
CDU befürwortet Abbau
Er sähe es lieber, wenn die Telekom nach einem Abbau stattdessen auf andere Weise die Kommunikation im Stadtteil verbessern würde, etwa über W-Lan-Zugangspunkte. In den Augen von Stefanie Möller (Die Linke) gehören die öffentlichen Telefone zur Daseinsvorsorge.
Anders sieht es die CDU im Neustädter Beirat. „Wenn ich auf der Wilhelm-Kaisen-Brücke stehen würde und einen Notfall hätte, wüsste ich gar nicht, wo die nächste Telefonzelle überhaupt ist“, gibt Monika Peters zu.
Bundesweit noch 30.000 Zellen in Betrieb
„In meinen Augen braucht die kein Mensch mehr“, pflichtete ihr Parteikollege Alexander Bauermann bei. Sie seien nicht mehr zeitgemäß, stünden im Weg und fielen viel zu oft dem Vandalismus zum Opfer.
Wie viele Telefonzellen es insgesamt in Bremen gibt und wie viele bereits abgebaut wurden, kann McKinney auf Nachfrage nicht sagen. Bundesweit seien noch etwa 30.000 öffentliche Fernsprecher in Betrieb. Nach seinen Worten stimmen Kommunen den jeweiligen Abbauplänen zu.
Mehrheit will Telefonzellen erhalten
Anders im Beirat Neustadt: Neun Mitglieder wollten dem Ansinnen der Telekom nicht zustimmen, drei hätten mit einem Abbau kein Problem und ein Beiratsmitglied enthielt sich bei der Entscheidung.
„Sollte es zu keinem Konsens bezüglich eines bestimmten Standorts kommen, tauschen wir das vorhandene öffentliche Telefon gegen ein deutlich günstigeres Basistelefon aus“, kündigte McKinney an.
Telekom richtet im Zweifel Basistelefon ein
Dabei handele es sich in der Regel um einen Metallpfosten, an dem ein Telefon angebracht ist. Dort könne man ausschließlich mit einer Telefonkarte telefonieren. Dadurch dass keine Münzkassette verbaut ist, sinke das Diebstahls- und Vandalismus-Risiko. Der Notruf soll aber jederzeit, das heißt, auch ohne Telefonkarte, wählbar sein.
Diese Telefonzellen sind betroffen:
Insgesamt zehn Neustädter Telefonzellen würde die Telekom gern abbauen. Das sind die Standorte und ihre Monatsumsätze (nach Telekom-Informationen):
- Friedrich-Ebert-Straße/Neustadtcontrescarpe (45 Euro)
- Große-Johannis-Str. 148 (44 Euro)
- Westerstraße/Brautstraße (39 Euro)
- Hohentorsstraße/Neustadtswall 23 Euro)
- Langemarckstraße (11 Euro)
- Buntentorsteinweg/Rosenpfad (11 Euro)
- Friedhof/Buntentorsteinweg (12 Euro)
- Kornstraße/Brinkumer Straße (10 Euro)
- Sahara-Lounge (24 Euro)
- Meyerstraße/Thedinghauser Straße (5 Euro)