„Familienunternehmer kümmern sich oft viel zu spät um die Nachfolge“, sagt Piet de Boer von der Bremer Handelskammer. „Eine Übernahme ist ein langer Prozess, der bis zu fünf Jahren dauern kann“, fährt der Wirtschaftsspezialist fort.
Oft würden die Inhaber von Familienunternehmen die Entscheidung zu lange vor sich her schieben und dann keinen finden, der das Unternehmen weiterführen wolle, was zu der Schließung führe. Auch das Familienunternehmen Schuhhaus Wachendorf, das eine 140-jährige Geschichte hat, wird Ende des Jahres die Türen für immer schließen.
Aber bei dem Einzelhandelsgeschäft lief es anders, erklärt Peter Schöler, Geschäftsführer. Er wollte seine beiden Kinder selbst entscheiden lassen und sie nicht in das Familienunternehmen drängen. Und so ist seine Tochter nun selbstständige Designerin in Italien und sein Sohn im Management eines großen Autokonzerns.
Früher hat der Sohn das Unternehmen übernommen
Schöler selbst hätte nach seinem Abitur gerne Geschichte oder Jura studiert, aber in den 70er Jahren war klar, dass der älteste Sohn das Familienunternehmen übernimmt. Deswegen absolvierte er eine Ausbildung in einem Lübecker Schuhgeschäft und ging danach nach Süddeutschland zu einem großen Filialunternehmen als Einkäufer. Nach einem kurzen Italienaufenthalt bei einer Schuhfabrik stieg er dann Mitte der 70er in das Bremer Geschäft ein.
„Ich hab schnell gesehen, was man verändern könnte“, sagt Schöler rückblickend. Aber es sein nicht einfach gewesen unter dem Vater zu arbeiten und beinahe wäre er zu einem anderen Betrieb gewechselt, bevor der Vater dem Sohn die volle Verantwortung übertrug. Das sei eine typische Situation bei der Übergabe von Familienbetrieben an die nächste Generation, erklärt de Boer.
Kein Käufer gefunden
„Die Inhaber haben hohe Anforderungen und Erwartungshaltungen an den Übernehmer, die von den Kindern oft nicht erfüllt werden können.“ Oft würde die scheidende Generation ihr Lebenswerk in Gefahr sehen und seien der jüngeren Generation und ihren neuen Ideen gegenüber skeptisch.
Mit diesen Problemen muss sich Peter Schöler nicht auseinandersetzen, die Kinder wollen das Traditionsunternehmen nicht übernehmen und einen Käufer hat er bis jetzt noch nicht gefunden. Er hatte gehofft, dass das Einkaufszentrum in der City-Passage realisiert wird. Als dies nicht zustande kam, „war klar, dass ich den Stecker ziehe.“
Nur Eins B Lage
Die Lage des Stammhauses in der Ansgaritorstraße sei nicht ideal. „Wir haben eben nur eine Eins b Lage“, so der Geschäftsführer. Für die Abwicklung des Schuhhauses hat er ein Unternehmen aus dem süddeutschen Raum beauftragt. „Ich weiß wie man ein Unternehmen aufbaut und führt, aber von Schließung habe ich keine Ahnung“, erläutert Schöler.
Im wohlverdienten Ruhestand möchte er seine italienisch Kenntnisse auffrischen, segeln, im Himalaya wandern und „vielleicht studiere ich auch noch Geschichte, das hat mich ja schon immer interessiert“, sagt er abschließend.“