„Drum prüfe, wer sich ewig bindet…“ – dieses Sprichwort gilt in Bremen gerade ganz besonders. Paare, die sich entscheiden, zu heiraten, müssen zuerst einmal: warten. Schon seit Wochen ist es schwierig, beim Standesamt einen Termin für ein Beratungsgespräch oder eine Anmeldung zur Eheschließung zu bekommen. Jetzt ist klar: Bis September können Verliebte kein Aufgebot beim Standesamt bestellen.
Der Grund ist akuter Personalmangel: „Es sind sechs Mitarbeiter gleichzeitig und unerwartet ausgefallen: Einer ist gestorben, zwei haben sich weg beworben, einer ist in Pension gegangen und drei sind langzeiterkrankt“, erklärt Rose Gerdts-Schiffler, Sprecherin der zuständigen Innenbehörde. Für eine kleine Behörde wie das Standesamt sei das ein schwerer Schlag.
Sterbeurkunden haben Priorität
Dass es überhaupt zu dieser Überlastung kommen konnte, führt die Innenbehörde auf den ohnehin knapp bemessenen Personalschlüssel zurück. „Geld für mehr Mitarbeiter gibt der Haushalt aber nicht her“, so Gerdts-Schiffler. „Priorität hat die Ausstellung von Sterbe- und Geburtsurkunden, erst wenn die erledigt sind, können Beratungsgespräche oder Anmeldungen zur Eheschließung angeboten werden“, so Gerdts-Schiffler.
Die Leiterin des Stadtamtes, Marita Wessel-Niepel, bestätigt das. Selbst wenn Paare alle Unterlagen zusammen haben, gebe es auch für sie frühestens im September einen Termin, so Wessel-Niepel. Welche Urkunden benötigt werden, könnten sie über das Online-Formular des Standesamts erfahren.
Kindergeld ist nicht in Gefahr
Auch für die Ausstellung von Geburtsurkunden ist das Standesamt zuständig. „Im Moment kann es bis zu zehn Wochen dauern, bis die Urkunden fertig sind“, sagt Wessel-Niepel. Eltern müssten aber keine Angst haben, kein Kindergeld zu bekommen, das Standesamt stelle vorläufige Bescheinigungen aus. Entsprechend gibt die zuständige Familienkasse Niedersachsen-Bremen, Entwarnung: „Es kommt zu keinen Verzögerungen“, sagt Sprecher Holger Habenicht.
Schneller gehen soll es laut Wessel-Niepel auch bei Sterbeurkunden. Weil sie innerhalb einer Fünf-Tages-Frist ausgestellt werden müssen, hätten diese momentan Priorität – anders als die Anmeldungen zur Eheschließung.
Paare sollten nach Niedersachsen gehen
Wann sich die Lage beim Standesamt entspannt, kann Wessel-Niepel nicht sagen: „Wir haben vier neue Mitarbeiter, die werden zurzeit eingearbeitet, zwei weitere kommen bald dazu.“ Bis sie aber voll eingesetzt werden könnten, dauere es noch.
Verliebten Paaren, die es eilig haben, rät sie deshalb, nach Niedersachsen zu gehen. Zumindest, wenn einer der Partner im Umland gemeldet ist, könnten Verlobte dort die Eheschließung anmelden. „Die Trauung kann dann trotzdem in Bremen stattfinden.“