Weser Report: Bremen stellt 560.000 Euro für weitere vier Jahre Zwischenzeitzentrale (ZZZ) zur Verfügung. Reicht das?
Daniel Schnier: Es ist natürlich eine große Freude, dass das Projekt überhaupt weiter gefördert wird und sich für die ZZZ so viele Ressorts zusammentun. Es gibt nicht viele Städte, die Zwischennutzungen in dieser Dimension fördern. Da ist Bremen in Europa schon ziemlich einzigartig.
Stadt fördert mit Citylab vergleichbares Konzept
Wie hat sich das Ansehen der ZZZ in den vergangenen sieben Jahren entwickelt?
Oliver Hasemann: Urspünglich ist sie als Versuch gestartet worden, der zeigen sollte, ob Zwischennutzung Probleme in der Stadtentwicklung lösen kann. Heute ist Zwischennutzung in dieser Funktion akzeptiert. Die Stadt fördert mit dem CityLab jetzt ja auch ein vergleichbares Konzept.
Wie viele Projekte waren nötig, um das zu beweisen?
Hasemann: Wir haben gemeinsam mit unseren Partnern in der Stadt in sieben Jahre sicher über 500 Leute miteinander vernetzt und mehr als 60 Projekte umgesetzt, die manchmal nur darin bestanden, Kontakte herzustellen, aber oft auch darin, Nutzungskonzepte zu entwickeln und sie umzusetzen.
Schnier: Interesse an unserer Arbeit gibt es in ganz Deutschland und darüber hinaus. Wir unterstützen momentan auch Projekte in Delmenhorst und Bremerhaven.
Wirtschaftsförderung hat Kontakt zu Könecke vermittelt
Müssen Sie denn noch Klinken putzen oder kommen die Eigentümer leerstehender Gebäude inzwischen auf Sie zu?
Hasemann: Tendenziell müssen wir noch auf die Eigentümer zugehen, auch wenn wir wie hier in Hemelingen oder den Stadtteilen viel Unterstützung aus Politik und Verwaltung bekommen. Den Kontakt zu Könecke hat uns etwa die Wirtschaftsförderung vermittelt.
Sportamt ist nach Zwischennutzung besetzt
Die ZZZ hat auch den Leerstand des Sportamts begleitet. Der Nutzerverein, der sich dort gegründet hat, liegt jetzt aber im Clinch mit der Stadt. Statt sich auf einen Nutzungsvertrag zu einigen haben die Nutzer das Gebäude besetzt.
Hasemann: Ich finde die Kompromisslosigkeit bei diesem Thema schwierig. Es wäre positiver, wenn beide Gruppen sich bemühen würden, aufeinander zuzugehen.
Schnier: Trotzdem: Es ist ein Gewinn, dass die Gruppe, die sich dort zum Verein geformt hat, ein kulturelles und subkulturelles Programm anbietet. Allerdings müssen Auflagen eingehalten werden, um die Sicherheit und Unversehrtheit der Nutzer zu schützen. Und nach der dritten Duldung wäre es wohl auch schwer zu begründen, warum es sich immernoch um eine Zwischennutzung handeln sollte.
„In 99 Prozent gab es keine Probleme“
Aber ist es nicht ein grundsätzliches Problem, dass sich Zwischennutzer an ihre Privilegien gewöhnen und wenig Interesse an starren Verträgen haben?
Hasemann: Man muss sich von Anfang an klar sein, dass eine Zwischennutzung ein Ende finden muss, im Idealfall indem sie in eine reguläre Dauernutzung übergeht.
Schnier: Außerdem ist jede Zwischennutzung einzigartig und hat ihre ganz eigenen Besonderheiten.
Hasemann: Und in 99 Prozent der Fälle gab es in der Vergangenheit keine Probleme.
Das ist die Zwischenzeitzentrale
Die Zwischenzeitzentrale gibt es seit 2009. Sie wird gemeinsam vom Senator für Wirschaft, Arbeit und Häfen, dem Senator für Umwelt, Bau und Verkehr, dem Senator für Kultur, der Senatorin für Finanzen, Immobilien Bremen und der Wirtschaftsförderung Bremen gefördert.
Ihre Aufgabe ist es, leerstehende Gebäude einer Zwischennutzung zuzuführen. Häufig ziehen Kunst- und Kulturschaffende sowie Jungunternehmer ein, um die sonst leerstehenden Räume zu günstigen Konditionen für ihre Zwecke zu nutzen.
Größtes Projekt ist gerade der „Wurst-Case“, die Zwischennutzung der ehemaligen Könecke-Wurstfabrik in Hemelingen. 55 Mieter, darunter auch die ZZZ selbst, arbeiten dort unter einem Dach.