Die Bremer Wirtschaft brummt, aber das schlägt sich leider nicht auf den Arbeitsmarkt nieder. „Erfreulich ist die deutlich gestiegene Wirtschaftskraft Bremens. Doch das Wachstum verliert auf seinem Weg zum Arbeitsmarkt an Schwung. Bremen hinkt bei der Zahl der neu geschaffenen Arbeitsplätze hinterher“, sagt Ingo Schierenbeck, Hauptgeschäftsführer der Arbeitnehmerkammerkammer Bremen.
Wirtschaft ist überdurchschnittlich gewachsen
Laut einer Studie der Arbeitnehmerkammer ist die Wirtschaft in der Hansestadt im vergangenen Jahr überdurchschnittlich gewachsen. Bei der Produktivität belegt Bremen sogar einen Spitzenplatz. Mit über 50 Euro Wertschöpfung je Arbeitsstunde liegt das Land auf Platz 3 im Bundesländervergleich.
Allerdings bleibt der Anstieg von sozialversicherungspflichtigen Stellen mit 1,5 Prozent deutlich hinter dem Wirtschaftswachstum von 2,5 Prozent zurück. „Gut, dass im Land Bremen weiterhin Arbeitsplätze – und auch wieder Vollzeitstellen – entstehen“, so Schierenbeck.
Diskrepanz zwischen Wirtschaftswachstum und Beschäftigung
Besonders deutlich wird die Diskrepanz zwischen Wirtschaftswachstum und Beschäftigung, wenn der Blick aufs verarbeitende Gewerbe fällt: Denn trotz seiner hohen Bedeutung für das Wirtschaftswachstum wurden hier sogar Arbeitsplätze abgebaut – im vergangenen Jahr allein 333. Gleichzeitig bleibt die Industrie mit rund 54.000 Beschäftigten im Land Bremen der beschäftigungsstärkste Wirtschaftszweig.
Mindestlohn ist Jobmotor
Der Mindestlohn hat sich entgegen der Befürchtungen als echter Jobmotor herausgestellt. So ist die Zahl der sogenannten ausschließlichen Minijobs – also, wenn ein Minijob nicht im Nebenjob ausgeführt wird, sondern das alleinige Einkommen stellt – im vergangenen Jahr zum ersten Mal deutlich zurückgegangen.
„Das Lamento der Wirtschaft hat sich nicht bewahrheitet – vielmehr sind deutlich mehr abgesicherte Jobs entstanden, so wie es auch Ziel des Mindestlohns war“, erklärt Schierenbeck.
Stellenzuwachs geringer als in anderen Städten
Da der Vergleich zwischen Stadtstaaten und Flächenbundesländern sehr schwierig ist, hat sich die Arbeitnehmerkammer bei ihrer Studie auf den Vergleich mit 15 anderen Großstädten konzentriert.
Dabei sticht heraus, dass Bremen dort einen großen Nachholbedarf hat. In Städten wie Leipzig, Berlin, Frankfurt oder Dortmund betrug der Stellenzuwachs 2,5 Prozent, während Bremen nur 1,6 Prozent vorweisen kann.
Dienstleistungen in Großstädten besonders wichtig
„In Großstädten spielen die Dienstleistungen eine ganz zentrale Rolle – und zwar insbesondere die wissensintensiven Dienstleistungen“, erläutert Elke Heyduck, Geschäftsführerin der Arbeitnehmerkammer Bremen. Sie machen in den Großstädten nahezu ein Drittel der Beschäftigung aus. Bremen liegt hier mit 21,4 Prozent an zweitletzter Stelle.
In allen deutschen Großstädten Armut ein Problem, aber auch hier ist die Hansestadt besonders stark betroffen. „Hier bestätigen sich leider die negativen Trends, die Bremen auch schon im Bundesländervergleich zeigt – wenn auch nicht so gravierend“, so Heyduck.
So steht die Stadt bei der Armutsgefährdung im bundesweiten Vergleich der Großstädte an vor Duisburg, Leipzig und Dortmund mit 22,5 Prozent an viertletzter Stelle. Armutsgefährdet bedeutet, dass ein Haushalt über weniger als 60 Prozent des mittleren Einkommens verfügt. In Zahlen sind das bei einer vierköpfigen Familie 1.727 Euro monatlich, bei einem Single 822 Euro.