Baby Kaiserschnitt, Elterngeld, Familie Foto: Wikipedia Fast jede dritte Frau entbindet ihr Baby per Kaiserschnitt. Foto: Wikipedia
Zahlen aus Bremen

Fast jede dritte Frau entbindet per Kaiserschnitt

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In Bremen entbindet noch immer fast jede dritte Frau ihr Kind per Kaiserschnitt, auch wenn das medizinisch nicht immer notwendig ist. Deswegen werben Ärzte, Hebammen und Kliniken vermehrt für eine natürliche Geburt.

Die Rate der Frauen, die in Bremen per Kaiserschnitt entbinden, lag im vergangenen Jahr bei 30,5 Prozent und ist damit um 2,7 Prozent gesunken. Das „Bremer Bündnis zur Unterstützung der natürlichen Geburt“ wertet das als Erfolg.

Ebenso sieht das die Gesundheitssenatorin, Eva Quante-Brandt: „Schon seit dem Start des Bündnisses und seiner Arbeitsaufnahme in den Kliniken wurden weniger Kaiserschnitte durchgeführt. Das werte ich als unmittelbaren Erfolg unserer Initiative. Ich gehe fest davon aus, dass die Rate weiter zurückgeht.“

Zweite Entbindung häufig Kaiserschnitt

Das Bremer Bündnis ist ein vom Gesundheitsressort und der Bremischen Zentralstelle für die Verwirklichung der Gleichberechtigung der Frau (ZGF) initiierter Zusammenschluss von Gynäkologen, Hebammen und Kinderärzten sowie Krankenkassen und hatte seit Anfang 2013 daran gearbeitet, die Ursachen für die hohe Rate von Kaiserschnittgeburten zu analysieren und anzugehen.

Das interdisziplinäre Miteinander aller in der Geburtshilfe Beteiligten habe von Beginn an für eine erhöhte Sensibilität gegenüber eingefahrenen Abläufen gesorgt und so dazu beigetragen, dass der ein oder andere Kaiserschnitt doch nicht gemacht wurde und die natürliche Geburt noch eine Chance bekam – zum Wohl von Mutter und Kind, wie die Fachmänner schreiben.

Bei ihrer Auswertung der Zahlen haben die Bündnis-Beteiligten festgestellt, dass viele Frauen nach einem ersten Kaiserschnitt beim nächsten Kind wieder per Kaiserschnitt ihr Kind bekommen, obwohl es dafür häufig keinen medizinischen Grund gibt.

Das Bündnis appelliere daher an die niedergelassenen Gynäkologen, schwangere Frauen, die schon einen Kaiserschnitt hatten, aktiv zu einer natürlichen Geburt zu ermutigen. Damit könne die Kaiserschnittrate weiter gesenkt werden.

Kaiserschnittzahlen sind immer weiter angestiegen

Die Idee für das Bündnis sei vor dem Hintergrund stetig steigender Kaiserschnittzahlen entstanden. Im Jahr 2010 soll jedes dritte Kind im Land Bremen durch einen Kaiserschnitt zur Welt gekommen sein. Damit lag Bremen im Bundesdurchschnitt, der sich seither kaum geändert habe (Kaiserschnittrate 2010 bundesweit: 31,9 Prozent, 2014: 31,8 Prozent).

Betrachtet man die Entwicklung der Kaiserschnittrate in den vergangenen 20 Jahren in Deutschland insgesamt, so hat sich die Rate mehr als verdoppelt (1991: 15,3 % Kaiserschnitte).

Konsens und Ziel des Bündnisses sei, Schwangerschaft und Geburt als natürliche Lebensprozesse zu sehen und Frauen in ihrer Fähigkeit zu gebären besser zu unterstützen. Natürlich könnten Kaiserschnitte bei Risiken und ungünstigen Geburtsverläufen lebensrettend sein, gleichwohl könnten sie ein Krankheitsrisiko sowohl für die Gebärende als auch für das Neugeborene bergen.

Geburtshilfe nach wie vor in Schieflage

Torsten Frambach, Sprecher des Bündnisses und Chefarzt der Frauenklinik des St. Joseph-Stifts sagt: „Für den weiteren Erfolg ist eine 1:1 Betreuung durch Hebammen unter der Geburt dringend erforderlich. Für die Umsetzung braucht das Bündnis auch weiterhin politische Unterstützung auf allen Ebenen.“

Kritik an der Geburtshilfe in Deutschland übte hingegen die Landesfrauenbeauftragte Ulrike Hauffe:  „Es ist lang noch nicht alles gut, insbesondere die durch die Haftpflichtfrage finanziell existenzielle Situation der freiberuflichen Hebammen und damit auch die zunehmende Überlastung der Klinik-Hebammen erfordern unverändert politische Regelungen.“ Auch Hauffe betont, dass die natürliche Geburt die erste Wahl sein müsse, wenn man das Wohl von Mutter und Kind im Auge behalten wolle.

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