Schätzungsweise gut 4.000 Zuschauer haben am Freitagabend den Weg ins Stadion am Berliner Ring in Verden gefunden. Dort durfte der FC Verden gegen die Werder-Stars von damals ran – im Kader der Gäste waren überwiegend Spieler der Double-Gewinner aus der Saison 2003/2004. Deren Coach Thomas Schaaf stellte das Team um Ex-Profis wie Ailton, Frank Ordenewitz, Paul Stalteri, Wynton Rufer und den neuen Werder-Geschäftsführer Frank Baumann für die Begegnung ein.
Zum Anpfiff herrschte bestes Kaiserwetter in der Allerstadt. Schönste Rahmenbedingungen für die angereisten Zuschauer also, die 22 Mann auf dem Rasen hatten Lust auf Fußball: „Es hat viel Spaß gemacht, mit Freunden und alten Kumpels wieder auf dem Platz zu stehen“, sollte Paul Stalteri später resümieren. „Es ist einzigartig und super, wie die Fans hier reagieren“. Ein Abend für die Fans wurde es wahrhaftig.
Der Gastgeber geht in Führung
Zum Spiel: Zunächst hatten die Gastgeber mehr von der Partie – das Team von Nicolas Brunken erspielte sich in der ersten halben Stunde einige Möglichkeiten und ging nach einer schönen Kombination in der 23. Minute in Führung. Luca Homann eröffnete den munteren TorereigenDer Landesligist wollte den Gästen offenbar nicht die Bühne zum Schaulaufen überlassen.
Kurz darauf knallte der Ball heftig gegen den rechten Pfosten des Verdener Gehäuses, nachdem Ailton erstmals zum Abschluss kam. Der Brasilianer fiel nicht nur durch seine neongelben Treter und ein leicht eng anliegendes Jersey auf. Er weiß offenbar auch immer noch wo das Tor steht. Im Vergleich zu manchen seiner Teamkollegen hatte er problemlos Luft für 90 Minuten.
Ailton mit Doppelschalg vor der Pause
Den Ausgleich in der 33. Minute besorgte dann der auffällige Erhan Albayrak aus kurzer Distanz. Dann folgte Ailtons großer Auftritt: Bei einem Konter über die rechte Seite legte Albayrak mustergültig für den Kugelblitz auf, der sich die Chance nicht nehmen lies. Und nur wenige Minuten darauf stellte Ailton sogar auf 3:1 – er verwandelte einen an ihm verschuldeten Foulelfmeter selbst. Beide Treffer unter lautstarkem Jubel der Zuschauer – Ailton ist nach wie vor der Liebling der Fans. In der Pause kündigte er kurzentschlossen an, dass er in Durchgang zwei gerne noch mehr Hütten machen wolle und posierte mit den Fans für Selfies.
Nach Wiederanpfiff hatte sich zunächst wieder der Gastgeber einiges vorgenommen, scheiterte aber an der eigenen Chancenverwertung. Gemessen an den Tormöglichkeiten waren die Verdener keinesfalls das schlechtere Team. In technischen Belangen war allerdings erwartungsgemäß die Werder-Elf überlegen, insbesondere Krisztian Lisztes hatte in punkto Ballbehandlung noch nichts verlernt und lies gelegentlich den einen oder anderen Gegenspieler alt aussehen.
Jahrhundertelf führt zeitweise mit 5:1
Wynton Rufer war es schließlich, der in der 56. Minute mit einem überlegten Heber souverän den nächsten Werder-Treffer erzielte. Neun Minuten später köpfte Sören Seidel sogar das 5:1 nach einer hervorragenden Flanke von Holger Wehlage. Spätestens jetzt war die Werder-Führung etwas zu hoch.
Das wollten nun die Verdener nicht auf sich sitzen lassen. Alexander Halinger scheiterte noch aus bester Position frei vor Andreas Reinke am Pfosten, ein Treffer der Gastgeber fiel der Abseitsregel zum Opfer, schließlich verkürzte Marco Wahlers in der 75. Minute auf 2:5 . Wieviel Luft hatten die alten Herren von Werder noch für die Schlussphase?
In der 77. Minute folgte das Highlight der Begegnung: Nach einem Angriff über die rechte Seite traf Alex Arnhold mit einer Mischung aus Seitfall- und Fallrückzieher wuchtig und unhaltbar zum 3:5. Ein Traumtor aus der Kategorie „Tor des Monats“.
Wenn Ailton auf einen zuläuft…
In der Schlussphase trafen die Verdener nochmals das Aluminium, Verdens Keeper Torben Figna rettete alleine vor Ailton, dem der dritte Treffer nicht mehr gelingen sollte. Patrik Zimmermann gelang unmittelbar vor dem Ende noch der Anschlusstreffer während den Altstars tatsächlich immer mehr die Luft ausging. Am Ende blieb es beim 4:5.
Für Verden-Keeper Figna war es eine neue Erfahrung, wenn einer wie Ailton auf einen zukommt: „Das ist ungewohnt, aber das blende ich in dem Moment aus. Aber ich hatte ein Lächeln im Gesicht, nachdem ich den Ball von Ailton gehalten hatte“.
Platzsturm und Selfies nach Spielende
Der Platzsturm nach dem Schlusspfiff war das Finale Highlight des Abends. Die meisten Werder-Spieler fanden erst nach hunderten von Selfies und Autogrammen den Weg in die Kabine. Der Aufenthaltsort von Ailton lies sich nur noch grob im Zentrum der größten Menschentraube vermuten. Sein Weg in die Kabine dauerte gute 30 Minuten. Dass die Anstrengung, sich durch die zahlreichen Autogramm- und Selfiewünsche einen Weg zur Kabine zu bahnen, denen der 90 vorhergehenden Minuten nahe kam, stand so einigen Werder-Stars ins Gesicht geschrieben.
Das Team der Jahrhundertelf: Andreas Reinke, Pascal Borel, Paul Stalteri, Holger Wehlage, Lars Unger, Erhan Albayrak, Frank Baumann, Fabian Ernst, Wynton Rufer, Ailton, Krisztian Lisztes, Frank Ordenewitz, Sören Seidel, Sascha Otten, Ivan Klasnic.