Es ist Sommer, Sonntag, der 21. Juni 1931, und Ort des Geschehens ist der Neue Markt, der später einmal den Namen Hans Böcklers tragen wird. Ich stehe am Fenster des Obergeschosses des Wasserturmanbaus und sehe auf dem noch ungepflasterten Platz viele Schaulustige, die sich eingefunden haben, um mit angespannter Erwartung und Neugier den Aufstieg des Freiballons „Graf Zeppelin“ mitzuerleben.
Sie halten sich aber sehr diszipliniert hinter den von der Polizei markierten Absperrungen zurück, um die Vorbereitungen der Ballonmannschaft im Sicherheitsbereich nicht zu stören.
Die Mannschaft besteht zum Großteil aus Feuerwehrmännern, Mitarbeitern der Stadtwerke und den Ballonfahrern selbst.
Das Gasgemisch im Ballon ist leicht entzündlich
An die gasdichte Ballonhülle aus Gummi sind zahlreiche Flaschen angeschlossen, aus denen das Gasgemisch in sie strömt. Ein nicht ungefährlicher Vorgang, denn das Gemisch ist leicht entzündlich und kann bei unsachgemäßer Behandlung explodieren.
Nach und nach nimmt der Ballon Gestalt an, die schlaffe Hülle strafft sich mehr und mehr und wird zu einer großen runden Kugel. Nun wird der Personenkorb angehängt, der mit einem Höhenmesser, Kompass und anderen Instrumenten ausgerüstet ist. Er trägt auch einige Sandsäcke als Ballast.
Die Ballonfahrer regulieren die Höhe durch das Abwerfen von Ballast beziehungsweise durch das Ablassen von Gas
Die Balloncrew besteigt ihn, um zu ihrer Fahrt in die Wolken aufzubrechen. Langsam aber stetig steigt der Ballon, seine Insassen werden für die Zuschauer am Boden immer kleiner. Regulieren können die Ballonfahrer ihre Höhe durch das Abwerfen von Ballast, das sie weiter nach oben bringt beziehungsweise durch das Ablassen von Gas, um zu sinken.
Ein lautloses Erlebnis, weil im Unterschied zu einem Heißluftballon kein Brenner Geräusche macht. Wohin die Reise geht ist ungewiss, der Wind wird Geschwindigkeit und Ziel bestimmen.