Eine schlichte Bank steht neuerdings auf der Terrasse hinter dem Torhaus auf Gut Hohehorst – mit Blick auf die Hauptstraße, den benachbarten Hof und das ehemalige Trafo-Haus. „Das ist das erste Mal, dass meine ehrenamtliche Arbeit von der Gemeinde unterstützt wird“, sagt Hans-Werner Liebig, der seit gut zehn Jahren seine Freizeit der Pflege des Gutes widmet.
Aufgebaut hat Liebig die Bank in Eigenarbeit – nur die Finanzierung stammt aus dem Schwaneweder Rathaus. Bereits vor zwei Jahren sicherte der Gemeindeausschuss für „Jugend, Kultur und Sport“ die Anschaffung zu. Erst jetzt hat Liebig die Zuwendung in Anspruch genommen.
Gut Hohehorst gehört dem Bundesland Bremen
„Damals gab es das Gerücht, dass das Grundstück verkauft werden soll, also habe ich gewartet“, so Liebig heute. Das Gut Hohehorst mit dem imposanten Herrenhaus liegt zwar in Löhnhorst auf niedersächsischem Grund, ist aber Eigentum vom Bundesland Bremen. Nun, wo die Bank steht, sind es keine Gerüchte mehr, die den Verkauf des 21 Hektar großen Geländes ankündigen, sondern handfeste Verhandlungen.
„Immobilien Bremen verhandelt schon seit langer Zeit mit potenziellen Käufern. Allerdings haben sich die Gespräche mit einem konkreten Interessenten intensiviert“, sagt Pressesprecher Peter Schulz. Man sei darüber hinaus in einem sehr engen Kontakt mit der Gemeinde Schwanewede, um weiter voran zu kommen.
Bürgermeister Stehnken: „Dauert nicht mehr lange“
Was genau der mögliche Investor plant, dazu äußert sich Schulz nicht. Nur so viel: „Solch ein Kauf ist mit vielen Schwierigkeiten verbunden. Der Käufer muss sich sehr sicher sein“. Harald Stehnken, Bürgermeister der Gemeinde Schwanewede, wartet indes ebenfalls auf Neuigkeiten aus der Hansestadt: „Meinen Informationen nach, soll es nicht mehr lange dauern, bis die Verträge unterschrieben sind“. Genauere Auskünfte gäbe es auch im Rathaus nicht.
Hans-Werner Liebig – wie sollte es anders sein – kenne „natürlich“ den Namen des „konkreten Interessenten“. Er habe darüber hinaus auch schon die Zusicherung erhalten im Falle eines Verkaufes weiter seine ehrenamtliche Arbeit vor Ort ausüben zu dürfen.
„Wachhalten der Öffentlichkeit“
Liebig hat nach eigenen Angaben rund 9.000 Euro aus eigener Tasche in der Errichtung des Archivs und die Pflege von Gut Hohehorst investiert. „Hin und wieder gab es Zuwendungen vom Ortsrat Löhnhorst“, erklärt er. Mehr als ab und an 200 Euro gab es aber auch dort nicht.
Seine Arbeit bezeichnet er als wichtigen Beitrag zum „Wachhalten der Historie für die Öffentlichkeit“: Landsitz des Nordwolle-Gründers Christian Lahusen, Lebensbornheim der Nationalsozialisten, Bremer Krankenhaus und zuletzt Drogenhilfe – die geschichtsträchtige Bedeutung lässt sich nicht verleugnen.
Nicht mehr viel über vom einsitgen Glanz
Heute wird das Gebäude von Mietern bewohnt. „Damit soll natürlich Vandalismus und Diebstahl vorbeugen“, so Liebig. Das funktioniere ganz gut. Allerdings sei von dem alten Glanz im Herrenhaus sowieso nicht mehr viel zu sehen. „Die Drogenhilfe hat da, salopp gesagt, gemacht, was sie wollte. Das Gebäude ist quasi entkernt“, ergänzt er.
Sein Hauptaugenmerk liegt bei den Führungen daher viel mehr auf dem Gelände und den kleinen Geheimnissen, die sich dort verstecken. Ein Ende seiner ehrenamtlichen Tätigkeit sieht der 74-Jährige nicht. „Warum auch?“, fragt er. Zu tun sei ja offensichtlich noch eine ganze Menge.