„Ein Verbleib Großbritanniens in der EU ist auch für die bremische Wirtschaft wichtig, weil es viele Unternehmen bei uns gibt, die langjährige und gute Beziehungen pflegen“, sagt Bremens Bürgermeister Dr. Carsten Sieling (SPD) dem Weser Report.
„In der vergangenen Woche hatte ich den britischen Botschafter zu Gast im Rathaus“, so Sieling weiter. „Wir waren uns sehr einig, dass ein Ausstieg Großbritanniens aus der EU ein schwerer Fehler wäre. Ich hoffe deshalb sehr, dass am Ende die Vernunft siegt.“
Zehn Prozent der Exporte gehen auf die Insel
Auch Annabelle Girond, stellvertretende Leiterin des Geschäftsbereichs International bei der Handelskammer Bremen, sieht einen möglichen Brexit kritisch und weist auf die starken Verflechtungen der Bremer Wirtschaft mit England hin. „Ungefähr zehn Prozent der Bremer Exporte gehen nach Großbritannien“, so Girond.
„Es gibt in der Hansestadt rund 300 Firmen, die Geschäfte mit der Insel machen“, fährt sie fort. Im vergangenen Jahr haben Bremer Unternehmen Waren im Wert von rund 1,6 Milliarden Euro auf die Insel ausgeführt und im selben Zeitraum einen Warenwert von etwa einer Milliarde importiert.
Pkw sind der Exportschlager
„In diese Firmen herrscht jetzt schon eine große Unsicherheit was die Planung und die Investitionen in den nächsten Jahren angeht“, erläutert die Ökonomin. Sie weist allerdings auch darauf hin, dass die Folgen für die Briten dramatischer wären, als für die Hansestadt: „Großbritannien ist von unseren Industrieexporten abhängig.“
„Die Bremer Firmen exportieren verschiedene Produkte wie zum Beispiel Pkw und Pkw-Teile, aber wir haben uns nicht von Einfuhren aus Großbritannien abhängig gemacht“, erklärt Girond.
So rangieren auch Pkw, Wohnmobile und Pkw-Teile, laut Statistischem Landesamt, im Wert von über 990 Millionen Euro ganz oben auf der Exporthitliste, gefolgt von Produkten der Luftfahrt (knapp 140 Millionen Euro) sowie Fischen und Meeresfrüchten (rund 92 Millionen Euro).
Beim Containerverkehr liegt England nur auf Platz neun
Für die Hanseaten sind Englands größte Exportschlager Flugzeuge und Flugzeugteile, die im Gesamtwert von über 770 Millionen Euro nach Bremen verschifft werden.
Rüdiger Staats, Pressesprecher von Bremenports, sieht die Lage entspannter: „Beim Containerverkehr über See lag Großbritannien bei uns 2014 lediglich auf Rang neun.“
So betrug der Containerumschlag zwischen Bremerhaven und Großbritannien im Jahr 2013 136.000 TEU (20-Fuß-Containereinheiten) und 155.000 TEU im Jahr 2014.