„Die Kunden achten nicht mehr vorrangig nur auf den Preis“, ist Selcuk Demirkapi überzeugt. Nachhaltiges, gesundes und bewusstes Einkaufen sei auch vielen Bremern ein wichtiges Anliegen.
Deshalb will Demirkapi in wenigen Wochen in den ehemaligen Räumen der Sparkasse an der Haltestelle St. Jürgen-Straße ein Geschäft eröffnen, das plastikfrei ist und auch darüber hinaus fast komplett auf Verpackungen verzichtet.
Gesundes geht ohne Verpackungen über die Theke
Die von ihm ausgewählten „100 gesündesten Lebensmittel“, außerdem lose Produkte wie Hülsenfrüchte, Reis und Nüsse, aber auch Feinkost sollen bei „SelFair“ ohne Verpackung über die Ladentheke gehen. „Ich setze darauf, dass Kunden ihre Behälter selbst mitbringen“, sagt der 31-jährige Wirtschaftspsychologe aus Bremen.
Wie das im Alltag funktioniert, wird sich zeigen müssen. „Das Konzept ist nur gut, wenn es wettbewerbsfähig ist.“ Heißt: Wenn die Kunden es annehmen und nicht doch irritiert darauf reagieren, dass es keine Einwegverpackungen gibt. Einige Produkte wie etwa Wein will aber auch Demirkapi in Flaschen verkaufen. Und von Pappe und Papier will sich der Unternehmensgründer ebenfalls nicht vollständig trennen.
Der Standort ist bewusst gewählt
Der 31-Jährige hat seinen Standort im Steintorviertel bewusst gewählt. „Ist doch klar, dass die Leute im Viertel am ehesten einen entsprechenden Lebensstil haben.“ Ein bewussterer Lebensmitteleinkauf sei ein „eindeutiger Trend“, sagt Karsten Nowak, der bei der Handelskammer Bremen den Geschäftsbereich Einzelhandel leitet. Ein Geschäft wie „SelFair“ trage in der Folge dem gesellschaftlichen Wandel Rechnung.
Trotzdem sei ein verpackungsloser Supermarkt nur ein Nischenangebot. 30 Unverpackt-Läden in ganz Deutschland stünden rund 39.000 Supermärkte mit verpackten Lebensmitteln gegenüber. Außerdem gebe es – gerade in Bremen – viele Menschen, deren Sozialindex ein besonders nachhaltiges Einkaufen gar nicht zulasse.
„Geiz ist geil“ oft tief in den Köpfen
„In Gröpelingen oder Huchting wird es immer diejenigen geben, die im Discounter einkaufen müssen“, meint er. Und auch in der Mittelschicht sei die „Geiz ist geil-Mentalität“ oft tief in den Köpfen verankert. Dass der erste Unverpackt-Laden ausgerechnet im Viertel eröffnet, wundert Nowak nicht.
„Dort gibt es ein spezielles Milieu und Publikum, das sich gern aus dem Quartier heraus versorgt und so etwas annimmt.“ Demirkapi nennt sein Konzept ein „kalkuliertes Risiko“. Der genaue Eröffnungstermin steht noch nicht. Frühestens Mitte September, spätestens Anfang Oktober soll das verpackungslose Einkaufen losgehen.