35 homosexuelle Asylbewerber kommen in Bremen inzwischen regelmäßig in das Flüchtlingscafé des Rat und Tat-Zentrums, einer Beratungsstelle für Schwule, Lesben und transidente Menschen. „Eines der Hauptthemen ist die Wohnsituation, in den Gemeinschaftsunterkünften mit Mehrbettzimmern werden viele von ihren Mitbewohnern diskriminiert“, sagt Arno Oevermann, Sozialarbeiter und Mitinitiator des Asylcafés für Flüchtlinge beim Rat und Tat-Zentrum.
Die „Palette“ reiche von Beleidigungen bis hin zu tätlichen Auseinandersetzungen und Schikanierungen. „Es gibt Fälle, in denen die, meist schwulen Männer, entweder in der Unterkunft oder außerhalb verprügelt werden“, erzählt Oevermann. Außerdem erzählen die Café-Besucher ihm davon, dass ihre Betten mit Essen verschmutzt oder ihnen ihre Sachen gestohlen werden.
„Unisono wollen deswegen alle homosexuellen Flüchtlinge möglichst schnell in eine eigene Wohnung umziehen“, erklärt Oevermann. Das Rat und Tat-Zentrum sei deswegen in Gesprächen mit der AWO um Wohnungen zu vermitteln.
Beratungsstelle besorgt um schwule Flüchtlinge
„Manchmal gelingt es uns auch privaten Wohnraum zu organisieren“, sagt der Sozialarbeiter. Er ist besorgt: „Wir glauben, dass sich die Situation noch verschärfen kann, je länger die Menschen in den Gemeinschaftsunterkünften leben.“
Anzeige zu erstatten trauen sich laut Oevermann die wenigsten. „In ihren Heimatländern haben sie staatliche Organe immer als Bedrohungsorgane wahrgenommen, die Hemmschwelle ist deshalb hoch.“ Zudem wollten die meisten nicht negativ durch eine Anzeige bei der Polizei auffallen.
Einrichtung für homosexuelle Asylbewerber nicht geplant
Eine andere Lösung für das Problem gibt es seit Donnerstag in Hannover, dort ist eine Asylunterkunft mit neun Plätzen nur für homosexuelle eröffnet worden. Der Lesben- und Schwulenverband Niedersachsen-Bremen begrüßt das sehr.
Wie notwendig diese Unterkunft ist, zeigen die Meldungen über Gewalt gegen Lesben, Schwule, trans- und intergeschlechtliche Asylsuchende in Gemeinschaftsunterkünften, heißt es in einer Mitteilung.
Für Bremen ist so eine Extra-Einrichtung nicht geplant. „Wir kennen das Problem und beraten uns regelmäßig mit dem Rat und Tat-Zentrum“, sagt David Lukaßen, Sprecher des zuständigen Sozialressorts. Bremen versuche, homosexuelle Flüchtlinge direkt in eigene Wohnungen zu vermitteln. „Eine extra Einrichtung birgt neben einem Schutzraum auch die Gefahr der Stigmatisierung“, erklärt Lukaßen.