Die Kliniken der Gesundheit Nord (GeNo) haben in den letzten zwei Jahren viel Geld von Pharmafirmen bekommen – für Ärztegehälter, als Spenden und zur Unterstützung von Studien oder Abteilungen im Krankenhaus.
Alleine im Klinikum Bremen Mitte sind in der ersten Jahreshälfte 2015 so insgesamt 46.000 Euro für den ärztlichen Dienst gezahlt worden. Gespendet haben die Firmen Bayer, Novo Nordisk und CSL Behring. Das geht aus einer Antwort an den Senat auf Anfrage der Bremer Grünen hervor.
Grüne: Unabhängigkeit bei der GeNo in Gefahr
Im gleichen Zeitraum hat die GeNo von der Firma CSL Behring Medikamente für 12,9 Millionen Euro bestellt, bei Novo Nordisk haben sie 684.00 Euro gelassen. Diese Firma hatte die GeNo im August 2014 zudem um eine Spende in Höhe von 10.000 Euro für die Endo-Ambulanz gebeten, mit Erfolg: „Seit 2013 spendet Novo Nordisk in unregelmäßigen Abständen an das Klinikum Bremen-Nord“, heißt es in dem Papier. 37 klinische Studien, finanziert von neun Pharmafirmen sind bei der Geno zwischen 2013 und 2015 durchgeführt worden.
„Das sind enorm hohe Summen und viele Studien“, sagt Kirsten Kappert-Gonther, Ärztin und gesundheitspolitische Sprecherin der Grünen. Sie betont, es sei gut, dass seit Mitte 2015 keine Ärztegehälter mehr durch die Pharmaindustrie finanziert werden, „trotzdem ist die Unabhängigkeit der Medizin bei der GeNo zumindest in Gefahr.“
Ein Beispiel für die fragliche medizinische Unabhängigkeit sind laut Kappert-Gonther bei der GeNo durchgeführte so genannte Anwendungsbeobachtungen. „Dabei bekommen Patienten Medikamente und man beobachtet, deren Wirkung.“ Das sei wissenschaftlich höchst umstritten.
GeNo weist Einflussnahme von sich
Das betont auch die Vereinigung unabhängiger Ärzte, die sich Mezis (Mein Essen zahl ich selbst) nennt: „Anwendungsbeobachtungen sind in der Regel nur Werbung für den Hersteller“, sagt Geschäftsführerin Dr. Christiane Fischer. „Leider sind sie legal, aber moralisch völlig illegitim.“ Auch die Zahlung von Drittmitteln ist aus ihrer Sicht bedenklich wenn sie von der Pharmaindustrie kommen.
Eine solche Einflussnahme weist die GeNo von sich: „Wir haben in unserer Dienstanweisung eine klare Trennung von Zuwendungen und anderen Geschäftsbereichen festgelegt“, sagt Sprecherin Karen Matiszick. Eine Clearingstelle prüfe, ob die Ärzte unbeeinflusst arbeiten.
Klinische Studien, die zwar von der Pharmaindustrie bezahlt, aber von einer Uni oder qualifizierten Ärzten durchgeführt werden, seien wichtig für den medizinischen Fortschritt. „Wir nutzen Spenden ausschließlich für Extras, wie etwa Musik- oder Kunsttherapie oder ein Spielzimmer“, sagt Matiszick.
Die Anwendungsbeobachtungen würden zwar in den Krankenhäusern der GeNo gemacht, wie viele genau, kann Matiszick nicht sagen. „Eigentlich wollen wir das aber nicht mehr“, sagt die Sprecherin.
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