Das Stephaniviertel wird am Sonntagvormittag wie ausgestorben wirken. In einem 600-Meter-Radius um den Fundort der 20-Zentner-Bombe aus dem zweiten Weltkrieg herum dürfen sich ab 8 Uhr keine Bürger mehr aufhalten. Die Bombe war am Donnerstag gefunden worden, und muss entschärft worden.
Wer keine Gelegenheit hat, bei Freunden oder Bekannten unterzukommen, kann sich während der Entschärfungsarbeiten in der Schule am Pulverberg, Schleswiger Straße 10, aufhalten. Die Schule ist ab 8 Uhr besetzt. Personen, die nicht selbstständig dorthin gelangen können, werden gebeten, unter der Nummer 36 22 04 62 um Unterstützung zu bitten.
Anwohner sollen sich „luftschutzmäßig“ verhalten
In einem Umkreis von insgesamt 1.500 Metern empfiehlt die Polizei, sich luftschutzmäßig zu verhalten. Das heißt: Anwohner sollten in diesem Radius ihre Fenster während der Entschärfung grundsätzlich geöffnet lassen. So werden Schäden durch eventuelle Druckwellen vermieden.
Sollte dies nicht möglich sein, sollen sich Anwohner in Räumen aufhalten, die abgewandt zum Bombenfundort liegen. Außerdem werden die Bremer aufgefordert, sich in dem 1,5-Kilometer-Radius nicht im Freien aufzuhalten.
Verkehrsbeeinträchtigungen wegen Schutzmaßnahmen
Wegen dieser Schutzmaßnahmen kommt es am Sonntagvormittag zu erheblichen Verkehrsbeeinträchtigungen.
Die Bürgermeister-Smidt-Brücke, die Stephanibrücke und die Wilhelm-Kaisen-Brücke werden gesperrt sein. Alternativ sollen Bremer die Weser über die Karl-Karstens-Brücke oder die A1 überqueren.
Der Linienverkehr der BSAG wird am Vormittag im Innenstadtbereich ruhen. Der Verkehrsknoten „Am Brill“ liegt genauso im Evakuierungsgebiet wie die Bürgermeister-Smidt-Brücke.
Die Hauptumsteigepunkte Hauptbahnhof und Domsheide befinden sich innerhalb des Radius, für das spätestens ab 10.30 Uhr „luftschutzmäßiges Verhalten“ vorgeschrieben ist. Deshalb werden auch diese Bereiche weiträumig umfahren.
Das Verkehrsunternehmen teilt den Verkehr in zwei Phasen auf: Ab 8.45 Uhr werden die Straßenbahnlinien 2 und 3 sowie die Buslinien 20 und 25 den 600-Meter-Evakuierungsbereich nicht mehr befahren. Die Bahnen werden über Falkenstraße und Hauptbahnhof umgeleitet.
Die Busse der Linie 20 fahren Richtung Überseestadt über Breitenweg und Utbremer Straße. Die Linie 25 fährt aus Findorff über Am Wall und Schüsselkorb zur Domsheide, dreht dort und fährt weiter wie gewohnt.
Die Linien 1, 26 und 27 fahren ab Westerstraße über Domsheide zum Hauptbahnhof.
Keine Busse und Bahnen in der Innenstadt
In der zweiten Phase ab 9.45 Uhr ruht der Linienverkehr im gesamten Innenstadtbereich. In der Folge werden im Bremer Westen die Straßenbahnlinien 2, 3 und 10 eingestellt und durch einen Buspendelverkehr via Waller Ring zum Hauptbahnhof ersetzt.
Die Linie 8 wird ebenfalls eingestellt. Ersatzweise fährt die Linie 1, aber durch die Sperrungen nur auf einem teil der Strecke. Auch die Linie 6 in Richtung Uni ist betroffen.
Andere Straßenbahnen wie die 2, 3 und 10 im Bremer Osten oder die 4 im Norden und Süden fahren teils Umleitungen und pendeln zwischen den unterschiedlichen Endhaltestellen.
Radio Bremen muss aus Funkhaus ausziehen
Auch das Funkhaus von Radio Bremen ist von den Evakuierungsmaßnahmen betroffen und darf nicht betreten werden. Um das Programm trotzdem zu sichern, hat der Sender Ersatzstudios eingerichtet. Radio Bremen sendet aus dem Studio der Bürgerschaft und aus Bremerhaven sein Programm an die Hörer.
Die Programme Bremen Eins und Funkhaus Europa, das WDR-Programm mit Programmteilen aus Bremen, werden am Sonntag aus dem Radio Bremen-Studio in Bremerhaven senden. Zur Nachrichtenzeit senden alle Programme ausnahmsweise gleiche News aus dem Bremerhavener Studio, wo eine Ersatzredaktion eingerichtet wird, auch für die Online-Redaktion. Das teilt der Sender mit.
Das Bremen Vier-Team zieht am Sonntag in das Radio Bremen-Studio in der Bremischen Bürgerschaft um, wo auch ein Reporter-Team bereitsteht, und das Nordwestradio wird komplett vorproduzierte Programmteile ausstrahlen. Die Bremedia Fernsehtechnik zieht mit einem Not-Equipment in die Bremer Stadthalle, um einsatzbereit zu bleiben. Außerdem sind die Radio Bremen-Reporter mit Ü-Wagen – soweit es geht – vor Ort.