Schlosserei, Teehandel, Lagerraum: Die Räume auf dem Neustädter Oldehoffshof, nahe des Buntentorsteinwegs, in denen Silke Mohrhoff seit 2009 ihr Atelier betreibt, haben schon so einiges „gesehen“. Trotzdem: Die Klein- und Großskulpturen, die dort heute entstehen, sind besondere Hingucker.
In kleinen Kästen an der Wand liegen Mohrhoffs „Schläfer“. Kindern machten die kleinen Püppchen auch schon mal Angst, gibt die Künstlerin zu. Kein Wunder: Niedlich sind die kleinen Wesen nur von Weitem. Wer genauer hinsieht, entdeckt einige Skurrilitäten.
Bizarre Skulpturen aus Kunststoff
Viele Skulpturen sind eng verschnürt. Dort hat ein Püppchen nur einen Fuß – der ist dafür besonders groß geraten. Überhaupt keine unteren Extremitäten hat eine andere Skulptur: Dort, wo eigentlich die Beine aus der kokonartigen Verschnürung gucken sollten, wächst ihr stattdessen ein verzerrtes zweites Gesicht.
Gefertigt sind die kleinen Wesen aus einer polymeren Kunststoffmasse, die Silke Mohrhoff modelliert und um Haare, Schnüre und Wachs ergänzt. Nach dem Aushärten im Ofen werden die Gesichter gemalt.
Betrachter reagieren oft irritiert
Aber die Künstlerin arbeitet auch mit anderen Materialien. Größere Keramiken entstehen ebenfalls in ihrem Atelier – und in einem Nebenraum steht sogar eine Motorsäge direkt neben einer fertigen Holzskulptur. Auch Mohrhoffs andere Werke wirken oft bizarr.
Beim Betrachter sorgt das häufig für Irritationen. „Sie müssen aber eine schlimme Kindheit gehabt haben“, hört Silke Mohrhoff deshalb immer mal wieder von Besuchern ihres Ateliers oder ihrer Ausstellungen.
Künstlerin selbst ist alles andere als düster
So düster wie einige ihre Kunst auffassen, ist die 44-jährige Künstlerin selbst bei weitem nicht. In bunten Kleidern führt sie gut gelaunt durch ihre Räume. „Ich liebe dieses Atelier einfach“, schwärmt sie. Deshalb will sie ihr Künstlerplätzchen in der Neustadt auch behalten, obwohl sie kürzlich vom Viertel nach Huchting gezogen ist und dort eigentlich auch jede Menge Platz für ihre Kunst hätte.
Und wenn sie fröhlich und temperamentvoll von ihrer Arbeit erzählt, kann man sich nur zu gut vorstellen, dass sie früher als Erzieherin und später als ausgebildete Kunstpädagogin und -therapeutin gearbeitet hat. Wie jemand, der tatsächlich unter seiner Kindheit zu leiden hatte, wirkt sie jedenfalls nicht.
„Das Morbide hat eine eigene Ästhetik“
„Die sind ja gar nicht so traurig“, sagt Silke Mohrhoff über ihre Skulpturen. Ihr sei wichtig, dass die Menschen von ihren Werken berührt werden. „Das Morbide hat eine eigene Ästhetik“, sagt sie. Und: „Wenn ich verstört werde, dann denke ich nach.“
Ihren Job als Angestellte an den Nagel zu hängen, ist der Künstlerin nicht leicht gefallen. „Ausschließlich von der Kunst zu leben, ist hart. Es gibt zu viele gute Künstler“, sagt sie. Und weniger Arbeit als vorher habe sie auch nicht: „Die Skulpturen machen sich nicht mit einem Fingerschnipps.“ Stattdessen habe sie als freischaffende Künstlerin nun eine Sieben-Tage-Woche. „Und immer was zu tun.“
Berühmtester Kunde: Dieter Nuhr
Übrigens: Bei weitem nicht alle Betrachter reagieren mit Verständnislosigkeit auf Mohrhoffs Kunst. Einmal hat sogar einer eine Skulptur gekauft, der ganz im Gegenteil zu den oft morbiden Werken dafür bekannt ist, Menschen zum Lachen zu bringen: Kabarettist Dieter Nuhr.
Weitere Informationen über Silke Mohrhoff gibt es online auf www.silkemohrhoff.de