Erna Albrecht engagiert sich seit 24 Jahren für Senioren. Inzwischen ist die 79-jährige älter als so manch einer ihrer Schützlinge. Foto: Niemann Erna Albrecht engagiert sich seit 24 Jahren für Senioren. Inzwischen ist die 79-jährige älter als so manch einer ihrer Schützlinge. Foto: Niemann
Ehrenamt

Mit 79 Jahren für jüngere Senioren im Einsatz

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Erna Albrecht ist mit 79 Jahren älter als so mancher Senior, um den sie sich kümmert. Seit 24 Jahren leistet sie ehrenamtliche Arbeit im Pflegeheim "Haus Rotbuche". Dort will sie irgendwann auch selbst einziehen.

Wenn Erna Albrecht an einem von drei Tagen in der Woche in den Gemeinschaftsraum des „Hauses Rotbuche“ kommt, dann haben einige Bewohnerinnen meistens schon das große Mensch ärgerer Dich nicht-Spiel herausgeholt und hoffen, die 79-Jährige für eine Partie zu begeistern.

Erna Albrecht ist dort für alle eigentlich nur Erna. Sie selbst jedoch siezt alle Bewohnerinnen und Bewohner. Es käme ihr komisch vor, die älteren Herrschaften zu duzen, sagt sie. Dabei ist die 79-Jährige inzwischen älter als so manch ein Bewohner der Pflegeeinrichtung in Arsten. „Manchmal ist das schon komisch“, sagt sie.

Schneiderarbeiten für und Gespräche mit Bewohnern

Seit 24 Jahren unterstützt Erna Albrecht das hauptamtliche Personal im „Haus Rotbuche“, indem sie sich Zeit für die Bewohner nimmt, mit ihnen spielt, sich unterhält, Brathähnchen für die Bewohner organisiert oder sogar kleinere Schneiderarbeiten übernimmt. „Früher hatten wir hier sogar mal eine Handarbeitsgruppe“, erinnert sich die Ehrenamtliche. Heute seien die meisten Bewohner nicht mehr in der Lage, so aktiv zu sein. Wenn sie ins Pflegeheim kommen, sind sie inzwischen oft tatsächlich pflegebedürftig.

Erna Albrecht allerdings ist noch fit. Dass sie stramm auf die 80 zugeht, merkt man ihr nicht an. Trotzdem denkt sie ans Aufhören. Die 25 Jahre will sie noch vollmachen. „Aber nächstes Jahr höre ich auf“, kündigt sie an. Allerdings: Zum Kaffeetrinken, spielen und schnacken will sie weiterhin regelmäßig vorbeikommen. Nur eben ohne Verpflichtung.

„Ich könnte es allein zu Hause nicht aushalten“

Angefangen hat alles vor 24 Jahren. Erna Albrechts Mann stand kurz vor der Rente, der gemeinsame Sohn war groß. „Da habe ich gesagt: Ich möchte etwas machen und zwar mit älteren Menschen oder Menschen mit Behinderung“, erinnert sich die 79-Jährige. Spontan stellte sie sich der damaligen Hausleiterin der „Rotbuche“ vor – und fing am nächsten Tag gleich an.

Als ihr Mann kurze Zeit später starb, gab ihr die Aufgabe auch Halt. „Ich könnte es allein zu Hause gar nicht aushalten“, sagt die Arstenerin. Wie sie mit den älteren Leuten im Pflegeheim umgehen muss, habe sie von Anfang an im Gefühl gehabt. „Man muss zuhören können, auch wenn es öfter mal die gleichen Geschichten sind“, hat sie gelernt.

So manchen Schützling überlebt

Geduld und Normalität sind zwei Eigenschaften, auf die Erna Albrecht bei ihrer Arbeit setzt. „Ich unterhalte mich eben ganz normal mit den Leuten“. Das gelte auch für Demenz-Erkrankte. „Wenn die mich so ansehen, geben auch sie mir was. Ich hab sie einfach gern.“

In ihrem Vierteljahrhundert Ehrenamt hat die 79-Jährige auch einige Todesfälle miterlebt. „Wenn es Bewohner waren, die ich besonders ins Herz geschlossen habe, bin ich manchmal noch in die Zimmer und habe mich verabschiedet.“

„Ihre Arbeit ist unglaublich wertvoll“

Einrichtungsleiterin Kerstin Malnati mag noch gar nicht daran denken, dass Erna Albrecht ihr Amt tatsächlich an den Haken hängen könnte. „Sie ist doch gut drauf und ihre Arbeit ist unglaublich wertvoll“, betont sie. „Sie kann den Bewohnern eine ganz andere Art der Aufmerksamkeit schenken als das Personal.“

Die Seniorin hingegen ist überzeugt, ersetzbar zu sein. „Meinen Job? Den kann doch jeder.“ Ob es tatsächlich jemanden gibt, der ihre Aufgabe übernehmen könnte, ist allerdings mehr als fraglich. Erna Albrecht ist die einzige Ehrenamtliche im „Haus Rotbuche“.

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