Das vergangene Jahr war gut für die Bremer Wirtschaft: Die Wirtschaftsleistung lag mit 2,7 Prozent deutlich über dem Bundesdurchschnitt von 1,7 Prozent, vor allem die Industrie hat stark zu dem Wachstum beigetragen.
„Die Konjunkturzahlen zeigen, dass Bremen nach wie vor ein starker Industriestandort ist“, sagt Harald Emigholz, Präses der Handelskammer. „Die Industrie ist ein Wachstumstreiber in der Stadt“, fährt er fort.
Export trägt zur guten Bilanz bei
Ein wichtiger Faktor für den Industriestandort ist das Exportgewerbe, mit einer Exportquote von 57,1 Prozent steht die Hansestadt bundesweit hinter Baden-Württemberg an zweiter Stelle. „Bremen hat einen Exportüberschuss von knapp rund 4 Milliarden Euro erzielt und das obwohl auch die Importe auf Rekordniveau waren“, erklärt Dr. Matthias Fonger, Hauptgeschäftsführer der Handelskammer.
Bei den Exporten konnten die Automobilindustrie (Plus 6,2 Prozent) und der Maschinenbau (Plus 55,9 Prozent) besonders gute Ergebnisse vorweisen und waren damit ein Zugpferd für die Bremer Industrie.
Neben der Industrie konnte auch die Tourismusbranche auf ein sehr erfolgreiches Jahr 2015 zurückblicken. Die Zahl der Übernachtungen stieg um 3,8 Prozent auf knapp 2,4 Millionen. „Nie haben so viele Menschen in Bremen übernachtet wie im Jahr 2015. Dieser Trend setzt sich auch in diesem Jahr fort“, so Fonger.
Einzelhandel mit Umsatzplus
Das Baugewerbe hat im Jahr 2015 ein Umsatzplus von 7,4 Prozent erwirtschaftet, die positive Entwicklung ist auf die hohe Nachfrage nach Wohnimmobilien zurückzuführen.
Der Bremische Einzelhandel profitierte von Kaufkraftsteigerung im Inland und konnte ein Umsatzplus von 2 Prozent verbuchen, während der Großhandel leichte Umsatzrückgänge meldete. Auch im Bereich Verkehr und Logistik sind die Zahlen rückläufig, so ging der Seegüterumschlag in den Häfen um 6,2 Prozent zurück.
Kaum Veränderung am Arbeitsmarkt
Der größte Wehrmutstropfen ist allerdings, dass sich die guten wirtschaftlichen Zahlen nicht auf den Arbeitsmarkt niederschlagen. „Der Arbeitsmarkt in Bremen hat sich kaum verändert, obwohl die Zahl der offenen Stellen im vergangenen Jahr gestiegen ist“, sagt Fonger.
Die sozialversicherten Arbeitsplätze stiegen nur um 1,5 Prozent an; im Bundesdurchschnitt gab es zwei Prozent. „Die Passgenauigkeit zwischen offenen Stellen und Bewerbern muss verbessert werden“, mahnt er.
Brexit und EEG-Novelle bereiten Sorgen
Mit gemischten Gefühlen schaut die Handelskammer auf das Jahr 2016, sie geht von einem Wachstum von 1,5 Prozent aus. Vor allem der Brexit macht der Bremer Wirtschaft Sorgen. Viele mittelständische Betriebe befürchten dadurch einen deutlichen Rückgang des Handels mit Großbritannien.
Ein weiterer Faktor der sich negativ auf die Bremer Wirtschaft auswirken könnte, die die jüngst verabschiedete Erneuerbare Energie Gesetz Reform (EEG). „Durch die EEG-Novelle wird es vermutlich weniger Investitionen geben“, erklärt Fonger. „Aber Mittelständler können schnell reagieren und sich umorientieren.“
Bremen muss in die Infrastruktur investieren
Außerdem birgt die haushaltspolitische Lage Gefahren für die Konjunktur. „Wegen der Schuldenbremse gibt es keinen Spielraum für wirtschaftsfördernde Maßnahmen“, beklagt Emigholz.
In die Zukunft blickend sagt der Präses: „Die Landesregierung muss dringend Ernst machen mit ihrem Willen, Bremen als wachsende Stadt zu begreifen.“ Und Hauptgeschäftsführer Fonger betont, dass Bremen in die Infrastruktur investieren müsse, „um heute das Wachstum von morgen zu gestalten.“