Und dann sehe ich die Arkaden zwischen Markthalle und Rathaus, die ich als Spätgeborener bis dahin nur von Fotos kannte. Bauarbeiter sind mit ihrem Abriss beschäftigt, die ersten Rundbögen sind schon der Spitzhacke zum Opfer gefallen, das Teerdach ist weitestgehend entfernt. Überall liegen Abbruchsteine und Trümmer herum.
Auch am Mühlendamm wird gewerkelt. Vom Fußweg werden die Bordsteine und das Klinkerpflaster entfernt. Der Ersatz, Bordsteine und Platten aus Granit, liegt schon bereit. Auch das alte Marktplatzpflaster ist schon zum Teil aufgenommen, weil wohl eine Umpflasterung ansteht.
Der Abriss der Delmenhorster Arkaden gebann am 12. September 1955
Die Diskussion um die Umgestaltung des Hindenburgplatzes und den Abbruch der Arkaden hatte 1954 begonnen. Der Plan der Stadtverwaltung sah vor, eine nierenförmige Halteinsel für den Omnibusverkehr zu schaffen, die den Bussen eine bequemere Anfahrt ermöglichen sollte und mit einem Wartehäuschen versehen war, das den Fahrgästen Schutz vor Wind und Wetter bot.
Der ganze Platz und auch der Mühlendamm sollten ein neues Pflaster erhalten. Und dann waren da noch die Arkaden! Stadtoberbaurat Brasch hielt sie nur für eine Notlösung, die der Rathaus-Architekt Heinz Stoffregen damals gewählt hatte, „um die zwei ganz verschiedenen Bauweisen des Rathauses und der Markthalle in irgendeiner Form zusammenzubringen.“ Mit ihrer Beseitigung werde der Anfang für eine optische Freilegung des Rathauses gemacht. Außerdem würde das Ehrenmal mit seinen Bäumen im Hintergrund dann ebenfalls als Grünanlage in die Platzgestaltung miteinbezogen.
Mit 16 gegen 13 Stimmen sprachen sich die Ratsleute für den Arkadenabbruch aus
Die politischen Gremien und auch die Delmenhorster Bürger waren hin- und hergerissen. Und dann kam der 27. Juni 1955. Der Stadtrat behandelte die Thematik erneut, und insbesondere Dr. Harry von Häfen stärkte die Front der Abrissbefürworter. Er bezeichnete die Arkaden als optisches Hindernis, das das Portal des Rathauses verschandele und den linken Rathausflügel völlig bedeutungslos mache.
Als es letztlich zur Abstimmung kam, sprach man sich mit 16 gegen 13 Stimmen für den Arkadenabbruch aus, der schon drei Monate später in die Tat umgesetzt wurde und Fakten schuf.