„Alles mögliche wird recycelt, unser Abwasser geklärt, nur bei den Gasen verhalten wir uns wie die Neandertaler“, schimpft Georg Hackl. Der dreifache Rodel-Olympiasieger setzt sich seit seinem Karriereende auch für den Klimaschutz ein. „Hackl Schorsch“ fordert, dass neben der Stromgewinnung aus Sonne und Wind auch die Vergärung von Gülle einen wichtigen Platz im regenerativen Energienmix einnehme, dafür gebe es sogar Speichermöglichkeiten. Zudem könne dadurch eine erhebliche Menge an Methanemissionen vermieden werden, die sonst in die Atmosphäre entweiche, so Hackl, der als Repräsentant des Fachverbandes Biogas gerade Gast der Tarmstedter Ausstellung ist.
Die Klimaschutzziele der Bundesregierung würden von den Landwirten in kürzester Zeit einen Technologiewandel verlangen, der die Entwicklung der zurückliegenden 25 Jahre in den Schatten stellt, sagte der Agrarjournalist Ralf Stephan. Rund 800 Gäste aus Politik, Wirtschaft, Verbänden und dem ländlichen Raum verfolgten Freitagvormittag im Festzelt die Eröffnung der Landwirtschaftsschau mit Jahrmarktcharakter.
365 Tage im Einsatz für die Tiere
„Viele Landwirte werden sich informieren, gekauft wird aber nicht sofort“, schätzt Kreislandwirt Stephan Warnken die Lage seiner Berufskollegen ein. Landwirte, die momentan 20 Cent pro Liter Milch ausgezahlt bekämen, würden sich ihre Investitionen in die Zukunft gut überlegen, so der Rotenburger Landvolkvorsitzende Rudolf Heins. Damit es für die Landwirte nach der Krise auch wieder gute Zeiten geben könne, forderte Niedersachsens Bauernpräsident Werner Hilse Überbrückungshilfen für die Milchviehbetriebe. Hilse wünscht sich auch mehr Respekt für die Arbeit seines Berufsstandes. 365 Tage im Jahr sei man für seine Tiere im Einsatz, dafür auch noch gescholten, statt gelobt zu werden, tue weh. Bauern würden Anerkennung verdienen und ein ordentliches Einkommen.
Für den Festredner Stephan zählt, dass die Landwirtschaft nicht nur Nahrungsmittel erzeuge, sondern auch als Wirtschaftsfaktor den ländlichen Raum stärke und Kulturlandschaften erhalte. „Wenn es uns nur um möglichst billiges Essen geht, werden die Bauernhöfe in der Nachbarschaft noch schneller als bisher verschwinden. Und das kann am Ende sehr teuer werden“, ist Stephan überzeugt. Die Existenzgefährdung landwirtschaftlicher Betriebe treffe nicht nur die Bauern, sondern führe zum Verlust einer ganzen Kultur. Die Landschaften, in denen sich Radler, Spaziergänger und Jogger tummeln, seien das Ergebnis bäuerlicher Arbeit.
Tarmstedter Ausstellung bis Montag geöffnet
An vier Messetagen präsentieren sich in Tarmstedt rund 750 Aussteller. Auf dem 18 Hektar großen Gelände dreht sich bis einschließlich Montag alles um Landwirtschaft, Tierzucht und Erneuerbare Energien. Ergänzende Angebote für Haus, Garten und Freizeit sowie ein umfangreiches Rahmenprogramm mit Fachvorträgen und Showeinlagen auf dem Tierzuchtgelände machen die Tarmstedter Ausstellung zu einem Ereignis für die ganze Familie. Die Ausstellungsleitung erwartet – je nach Witterung – zwischen 90.000 und 100.000 Besucher.