Haushoch schlagen die Wellen, türmen sich auf, die Gischt spritzt. Doch der wolkige Himmel im Hintergrund reißt schon wieder auf – und da, hinter den Wogen, taucht er auf, der Leuchtturm, und sendet sein Licht über den Ozean.
Das Meer ist 50 Kilometer von Huchting entfernt, die kleine Ochtum ist noch das wildeste Gewässer im Stadtteil. Doch im Ortsteil Sodenmatt wird das Szenario bald Passanten begegnen. Ein riesiges Wandgemälde, 411 Quadratmeter groß, soll in den kommenden Wochen Auf den Kahlken 1 entstehen.
Schüler der Wilhelm-Wagenfeld-Schule im Wettbewerb
Gemeinsam mit der Gestaltungsagentur „Lucky Walls“ haben Schüler der nahegelegenen Wilhelm-Wagenfeld-Schule für Gestaltung 20 Entwürfe für die Fassade entwickelt. Bewohner und eine Fachjury haben ihr Urteil abgegeben – der Gewinnerentwurf „Lichtblick“ wird nun in den kommenden Wochen als Wandgemälde an dem Wohnblock realisiert.
„Fünf Wochen haben wir gebraucht – von der Ideensammlung bis zu den fertigen Bildern“, erzählt Gestaltungslehrer Henning Krauspe. „Das ist extrem schnell für eine Schülerarbeit; aber das Versprechen, dass ein Entwurf wirklich umgesetzt wird, hat wohl zusätzlich motiviert.“
Gespräche mit den Anwohnern noch vor der Ideensuche
Bevor die Stifte angesetzt wurden, ja, bevor überhaupt nach Ideen gesucht wurde, gab es Gespräche mit den Anwohnern. „Deren Wünsche darf man nie aus den Augen verlieren, sie sind diejenigen, die später hinter der Fassade leben“, so Krauspe.
Bierbänke wurden vor dem Haus aufgestellt, junge Schüler und zumeist ältere Bewohner setzten sich zusammen und unterhielten sich – darüber wie die Gegend früher einmal war, über Lieblingsurlaubsziele, über schöne Erinnerungen. Am Ende gab es einen Topf von Anregungen, aus denen die Schüler für ihre Entwürfe schöpfen konnten.
Anfang September soll das Wandbild fertig sein
In der dritten Juliwoche beginnen die Arbeiten, sechs Wochen soll es dauern, bis Auf den Kahlken das wilde Meer tobt. Die Wand wird in der Zeit nicht verhangen, man kann also die Entstehung jeden Tag verfolgen.
Voraussichtlich ab Anfang September können Mara Harjes, Henri Giesen, Lackyscha Schilling und Nils Monsees jeden Schultag an der Stein gewordenen Version ihres Entwurfs vorbeifahren – sie sind die Künstler, die das Wandgemälde „Lichtblick“ gestaltet haben.
Aber auch für andere Elftklässler der Fachoberschule hat sich die Aktion gelohnt: Die drei ersten Plätze bekamen jeweils 400, 300 und 200 Euro und „Lucky Walls“ hat für die Sommerferien bezahlte Praktika an zwei Schüler vergeben.
Wandgemälde kostet 63.000 Euro – und verspricht Hoffnung
63.000 Euro wird es kosten, das Motiv auf die Wand zu bringen – „das ist bedeutend günstiger als normalerweise. Wir sehen das Vorhaben als soziales Kunstprojekt an und machen hier keinen Profit“, sagt Robert Simon von Lucky Walls.
Bezahlt wird das Wandgemälde zur Hälfte von der Gewoba. Die restlichen gut 31.000 Euro hat die Stadtteilgruppe aus Mitteln des Programms „Soziale Stadt“ bewilligt.
Viele Jahre wird das Kunstwerk dem Straßenzug ein neues Gesicht geben. „Trotz der düsteren Stimmung wirkt das Bild befreiend und erfrischend“, haben die vier Gewinner in ihrem Konzept erklärt. „Der Leuchtturm und die Sonnenstrahlen geben einem Hoffnung.“