In Strom und Seehausen blickt man mit Sorge in die Zukunft. Der Entwurf einer Schulstandortplanung für die nächsten Jahre schlägt vor, die beiden Kleinstschulen an Bremens Stadtrand zu schließen – auch weil dort angeblich kostspielige Gebäudesanierungen nötig sind.
Bisher gehe es um eine ergebnisoffene Prüfung – das haben alle Behördenvertreter immer wieder betont. Aber: Wie ist eigentlich der Rückhalt der beiden Stadtteile in der Bürgerschaft? Der WESER REPORT hat die bildungspolitischen Sprecher der Fraktionen gefragt, ob sie eine Schulschließung durchwinken würden.
Grüne befürworten Prüfung der Schulschließung
Die Regierungsfraktionen versuchen, bei diesem Thema erst einmal zu beschwichtigen. „Entschieden ist noch gar nichts“, sagt Matthias Güldner von den Grünen. Er findet die Prüfung an sich aber nachvollziehbar.
Falls die Sanierungskosten in Höhe von 2,4 Millionen Euro tatsächlich Bestand haben und durch eine Schulschließung eingespart würden, könne das Geld zum Beispiel in den Ausbau der Ganztagsschulen oder in die Inklusion investiert werden. „Davon würden dann auch die Kinder aus Strom und Seehausen bei ihrem weiteren Weg profitieren“, sagt er.
Güngör (SPD) will Schulen demnächst besuchen
Mustafa Güngör (SPD) will die Frage, ob die beiden Schulen geschlossen werden sollen, zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht beantworten. „Ich werde nach den Ferien beide Schulen besuchen“, kündigte er an. Dabei solle es auch darum gehen, einen realistischen Blick auf die notwendigen Sanierungsmaßnahmen zu richten.
Die FDP schlägt sich da schon deutlicher auf die Seite der kleinen Schulen. „Ziel sollte es sein, ein Konzept zu entwickeln, wie beide Standorte erhalten bleiben können“, sagt Julie Kohlrausch. Trotzdem dürfe man die Kosten für die Renovierungen nicht aus den Augen verlieren.
FDP hofft auch Einsparpotenzial bei Sanierung
Die Bildungspolitikerin hofft darauf, dass die alten Sanierungspläne ein Einsparpotenzial bergen, das zum Erhalt der Standorte beitragen könnte. „Die Schulen haben sich in den letzten Jahren um die Sicherung ihrer Standorte bemüht. Dies sollte nicht umsonst gewesen sein.“
Thomas vom Bruch (CDU) meint: „Es kann nicht sein, dass vordergründig wirtschaftliche Gründe ins Feld gezogen werden.“ Die Schulstandortplanung müsse bildungspolitischen Anforderungen und letztlich auch dem Grundsatz „Kurze Beine, kurze Wege“ genügen. „Man könnte ja auch überlegen, ob man für eine bessere Auslastung der Schule sorgt“, schlägt er vor. Schon jetzt würden ja Kinder aus anderen Stadtteilen auf freiwilliger Basis in Strom und Seehausen eingeschult.
Frage nach Zukunft laut SPD „Spökenkiekerei“
Dass Schulen geschlossen werden sollen, hält er grundsätzlich für falsch. „Wir haben in Bremen schließlich nicht zu wenig Schulraum.“
Alle Bildungspolitiker wissen, dass die Schulschließung ein heftiger Einschnitt für die Stadtteile Seehausen und Strom wäre. „Auch das muss im laufenden Prüfverfahren eine Rolle spielen“, sagt Güngör. Sich jetzt schon Gedanken darüber zu machen, welche Konsequenzen diese Entscheidung für die Orte haben könnte, sei „Spökenkiekerei“.
Güldner sagt deutlich: „Die Qualität von Strom und Seehausen misst sich nicht allein an einer Schule.“ Anders sieht es die FDP. „Eine Schule schafft auch immer eine Bindung an den Wohnort. Sie ist ein wichtiger Faktor, wenn es um die Attraktivität eines Ortes geht.“