Schulexpress: Die Idee der Bremerin Verena Nölle wird inzwischen sogar in anderen Bundesländern und in Österreich umgesetzt. Foto: Barth Schulexpress: Die Idee der Bremerin Verena Nölle wird inzwischen sogar in anderen Bundesländern und in Österreich umgesetzt. Foto: Barth
Schulanfang

Elterntaxis machen den Schulweg nicht sicherer

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Besorgte Eltern, aufgeregte Kinder: Nächste Woche beginnt das neue Schuljahr. Wie aber kommt der Sprössling am sichersten zur Schule? Viele bemühen das Elterntaxi - und das sorgt an Schulen für mächtige Probleme.

Für Verena Nölle ist die Sache klar. „Wer nicht allein zur Schule gehen kann, ist nicht schulfähig“, sagt die vierfache Mutter. Seit 2004 kämpft sie gegen „Elterntaxis“, also Mütter und Väter, die ihre Sprösslinge mit dem Auto bis fast vor die Klassentür kutschieren.

„Es ging doch früher auch anders“, sagt die Bremerin. Sie hat deshalb den Schulexpress ins Leben gerufen. Die blauen Haltestellenschilder, an denen sich Kids treffen, um gemeinsam zur Schule zu gehen, stehen in der ganzen Stadt. Projektschulen gibt es inzwischen in ganz Norddeutschland und sogar in Österreich..

Kinder bis zu den Herbstferien auf dem Schulweg begleiten

„Ihr müsst auch mal Vertrauen haben“, appelliert Nölle an junge Eltern, ihren Kindern den Schulweg auch ohne Begleitung eines Erwachsenen zuzumuten.

Bis zu den Herbstferien, das empfiehlt auch der Verkehrssicherheitsberater der Bremer Polizei, Alfred Faust, sollten Eltern den Weg noch gemeinsam mit ihren Kindern gehen. In den nächsten Wochen können sie ihren Kindern immer größere Teilstücke des Wegs allein zutrauen.

Kinder müssen Bauchgefühl entwickeln

„Das Bauchgefühl ist im Straßenverkehr wichtig“, sagt Faust. Um dieses entwickeln zu können, müssten Kinder aber auch Gefahrensituation miterleben. „Im Auto zieht die Verkehrswelt nur an ihnen vorbei.“

Zu viele Eltern, die ihre Kinder mit dem Auto bringen, sorgen auch für Verkehrsprobleme vor den Grundschulen. Die Schulen seien „nicht dafür ausgerichtet, dass alle Kinder täglich bis vor die Eingangstür gefahren werden“, sagt Miriam Schmidt, Sprecherin des Bildungsressorts.

Gefährliche Situationen, blockierte Feuerwehrausfahrten

Das führe dann zu gefährlichen Situationen, in denen Kinder zur Straßenseite aussteigen müssen oder Kinder, die zu Fuß unterwegs sind, sich an ein- und ausparkenden Autos vorbeischlängeln.

„An anderen Schulen, die mit einem Stichweg zu erreichen sind, der für zwei Autos zu schmal ist, wird durch den Hol- und Bringverkehr die Feuerwehrausfahrt blockiert und es kommt durch die Enge zu unübersichtlichen Situationen“, so Schmidt.

Unfallzahlen bleiben gleich

Ein Blick auf die Unfallzahlen zeigt: Die Gefahr für Grundschulkinder, auf dem Schulweg zu verunglücken, steigt nicht. „Sie liegt jedes Jahr bei etwa 1.000“, sagt Sven Broska, Geschäftsführer der Unfallkasse Bremen. Schüler, die zu Fuß unterwegs sind, seien verhältnismäßig selten unter den Opfern. „Mehr Unfälle passieren im Auto und die sind dann oft gravierender.“

Dass die Kinder selbst oft gern allein und zu Fuß zur Schule gehen, hat Nölle im Rahmen der „autofreien Woche“ festgestellt, die viele Schulexpress-Schulen organisieren. Wer ohne Elterntaxi in die Schule gekommen ist, bekommt zur Belohnung einen Stempel – und der sei bei den Kids äußerst beliebt.

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