„Anziehen, auseinander und zusammen“ – immer wieder wiederholt DLRG-Schwimmtrainer Heiko Adler die Beschreibung des Brustschwimm-Beinschlags und die jungen Männer sprechen ihm die Worte wie ein Mantra nach, während sie dazu am Beckenrand ihre Beine bewegen.
17 junge Männer zwischen 16 und 18 Jahren hat Betreuer Ilyas Ersöz an diesem Abend aus einer Einrichtung der Lothar-Kannenberg-Akademie in Horn nach Osterholz gefahren. „Ich habe noch rund 40 Jungs auf der Warteliste“, berichtet er.
Viele wollen am Schwimmkurs teilnehmen
Der Wunsch, schwimmen zu lernen, sei bei den jungen Flüchtlingen groß. „Viele sind mit dem Boot nach Europa gekommen und haben die Gefahr des Wassers gespürt“, sagt Ersöz.
Der 17-jährige Yama ist einer der Schüler. Schwimmen habe er in Afghanistan nicht gelernt. „Wir hatten keinen See“, erzählt er. Inzwischen hat Yama das Silber-Abzeichen in der Tasche und während die anderen „anziehen, auseinander und zusammen“ üben, trainiert er beim DLRG-Rettungsschwimmer-Nachwuchs mit.
Vom Nichtschwimmer zum Silber-Abzeichen
Es ist die einzige Gelegenheit, seine Schwimmfertigkeit zu verbessern. „Fünf Euro Eintritt für das Schwimmbad sind zu teuer“, sagt er.
Als Yama im Januar das erste Mal beim DLRG-Schwimmkurs war, hat er – wie die meisten jungen Flüchtlinge – wie ein Hund gepaddelt. „Das ist falsch“, erklärt ihnen Heiko Adler immer wieder. Im Kurs von Landessportbund und DLRG sollen die Jungs den Brustschwimmstil lernen. „Nur so hat man einen Blick, für das, was einem entgegen kommt“, erklärt der Trainer.
Alle haben das Seepferdchen geschafft
Bevor der Kurs im Januar startete, haben sich die DLRG-Verantwortlichen viele Gedanken gemacht. „Wir haben mit traumatisierten Jugendlichen gerechnet, die nach ihrer Flucht Angst vor Wasser haben“, sagt Adler.
Stattdessen kamen ausschließlich Schwimmschüler, die mit Dankbarkeit auf das Angebot reagierten. Mitte des Jahres hatten von 31 Jungs alle das Seepferdchen, 16 sogar das Bronze-Abzeichen erlangt.
„Tropfen auf dem heißen Stein“
Obwohl es weitere Kurse der DLRG in Bremen-Nord gibt und auch der Bremer Sport-Club spezielle Angebote geschaffen hat, sei das Engagement der Vereine „nur ein Tropfen auf dem heißen Stein“, sagt Adler.
Wenige verfügbare Wasserzeiten und begrenzte Kapazitäten der Ehrenamtlichen seien Gründe dafür. Trotzdem hofft er, dass weit mehr Flüchtlinge vor Schwimmunfällen geschützt werden als an den Kursen teilnehmen können. „Diejenigen, die schwimmen gelernt haben, können immerhin die anderen darauf aufmerksam machen, dass sie nicht ausreichend gut schwimmen können.“