Fritjof Balz, Blumenthaler Beirat, Foto: WR Fritjof Balz, hier im Rahmen einer Beiratssitzung in 2014, ist aus dem Blumenthaler Beirat ausgetreten. Foto: WR
Ortsamt erleichtert

Nach Hells Angels-Vermutung: Balz verlässt Beirat

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Fritjof Balz, ehemals Kandidat der Bürger in Wut, inzwischen parteilos, hat am Montag den Blumenthaler Beirat verlassen. Balz war mit der vermutlich neu gegründeten Hells Angels-Gruppe in Walle gesehen worden.

In einer Gaststätte in Bremen Walle bildet sich derzeit vermutlich eine neue Gruppe der Hells Angels, zumindest gehen davon die Sicherheitsbehörden aus. Auf dem Internetportal des Instituts für Dokumentation und Information „Blick nach Rechts“ wurde vergangene Woche ein Artikel veröffentlicht, in dem Balz den Rockern zugeordnet wurde. Angeblich sei er in der Gaststätte gesehen worden.

Auch Radio Bremen ging den Vorwürfen nach, der Beirat forderte daraufhin den Rücktritt von Balz. Der Abgeordnete selbst gibt keinen Kommentar über seine Verbindung zu den Hells Angels ab, schreibt aber in seiner Stellungnahme, er komme den Forderungen der Blumenthaler SPD nach, „dass ich durch meine privaten Verbindungen zu einem international-bekannten Motorradclub das Beiratsmandat niederzulegen habe“.

Balz schreibt außerdem, er habe sein politisches Ziel erreicht, dass „verhaltensauffällige Jugendliche“ wie Balz sich ausdrückt, nicht mehr in offenen Einrichtungen in Wohngebieten untergebracht werden, weil im Blockland die geschlossene Unterbringung für straffällig gewordene minderjährige Flüchtlinge gebaut werden soll. Er bedanke sich bei seinen Wählern.

Stellungnahme voller Vorwürfe

„Das Maß ist voll, ich will mich den Medien und den anderen Politikern nicht mehr aussetzen“, sagt Balz am Telefon. Es finde derzeit eine „Hexenjagd“ gegen ihn statt, der er sich mit seinem Rücktritt entziehen wolle.

In seiner Stellungnahme macht der ehemalige Bürger in Wut-Kandidat der SPD Vorwürfe, durch „Strippenziehen im Hintergrund“ dazu beigetragen zu haben, dass er seinen Arbeitsplatz bei InbeV verloren habe. Sein Versuch, bei der AfD unterzukommen, sei auf Grund von „charakterlichen Schwächen innerhalb des AfD-Vorstandes suboptimal verlaufen“.

Dass er mit seinem Rücktritt seinen über 3.000 Wählern die Stimme entzieht, stört Balz nicht. „Andere Leute werden ihrer Verantwortung ja auch nicht gerecht“, sagt er. Es müsse erst ein Umdenken beim Bürger stattfinden, bis sich etwas ändere.

„Balz wollte seine Karriere voranbringen“

„Herr Balz war im Beirat völlig isoliert, weil er keiner Fraktion mehr angehört hat“, kommentiert Beiratssprecherin Ute Reimers-Bruns (SPD) die Situation des ehemaligen Beiratsmitgliedes. Sie glaubt, ein Grund für den Rücktritt sei die Enttäuschung darüber, dass Balz nicht von der AfD aufgenommen worden ist.

Die Vorwürfe weist Reimers-Bruns zurück, die SPD habe keine Strippen gezogen. „Wir waren auch nicht unhöflich zu ihm, er hat sich nur politisch nicht mehr durchsetzen können.“ Aus ihrer Sicht zeige der Rücktritt jetzt, dass es dem parteilosen Beiratsmitglied nie darum gegangen war, sich für seine Wähler einzusetzen. „Er wollte seine persönliche Karriere vorantreiben“, so Reimers-Bruns.

Ortsamt und Beirat sind erleichtert

Balz war mit über 3.000 Personenstimmen nach der Bürgerschaftswahl 2015 in den Blumenthaler Beirat eingezogen, er hatte mehr Stimmen auf sich vereint, als Linke, Grüne und FDP zusammen. Für die „Bürger in Wut“ hatte Balz vor allem mit seinem Protest gegen das Flüchtlingsheim in der Rekumer Straße Wählerstimmen bekommen. So erzählt es Ortsamtsleiter Peter Nowack.

„Doch was hilft es, so ein überragendes Ergebnis zu erzielen, wenn man dann damit nicht umgehen kann?“, fragt er sich. Balz sei im Beirat isoliert gewesen, nachdem er die Bürger in Wut verlassen und der AfD beitreten wollte. „Nachdem er aber mit bekannten Bremer Nazis fotografiert worden ist, wie sie am Bahnhof Kleider für deutsche Obdachlose verteilt haben, hat auch die AfD einen Rückzieher gemacht.“

Ortsamtsleiter und Beiratssprecher sind erleichtert, „dass das Kapitel jetzt vorbei ist“ und wünschen sich für die Zukunft, dass sich der Blumenthaler Beirat positiver mit seinem Stadtteil befassen kann. „Das Engagement von Herrn Balz gegen Flüchtlinge hat uns in der ganzen Stadt schlecht aussehen lassen“, so Nowack.

Der Beirat wird vermutlich mit nur 16 Mitgliedern weitermachen. „Formal geht der Platz von Herrn Balz zurück an die Bürger in Wut, die haben aber keinen Nachrücker“, erklärt Nowack.

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