Soviel ist sicher: Eine Person aus dem Kreis aktueller Gäste des WIR wird künftig die Nachfolge von Willy Hollatz im Rathaus antreten. Lilienthals Selbstständige nahmen Donnerstag Gelegenheit, sich die Positionen der sechs Bewerbungen fürs Spitzenamt aus erster Hand vorstellen zu lassen.
Als jüngster Kandidat bekam der 40-jährige Kristian W. Tangermann für seine Antrittsrede den Vortritt. Banklehre, Jurastudium und dann Tätigkeiten in Bundesministerien sowie als Büroleiter bei David McAllister in dessen CDU-Büro gehören zu seinen Stationen im Lebenslauf. Weil das Bürgermeisteramt nicht einen Grüßaugust vorsehe, sieht sich Tangermann als langjähriger Parteistratege und Kommunalpolitiker auf der einen und ausgewiesener Kenner von Verwaltung besonders gut qualifiziert für die Rathausleitung.
Tangermann gegen Wahlversprechen
„Ich bin mit Begeisterung ein Kommunaler“, so der CDU-Kreisvorsitzende. Lilienthal schätze er aufgrund seiner Nähe zur benachbarten Großstadt und dem Erhalt ländlich geprägten Lebensraums. Die hohe Verschuldung der Kommune sei eine Herausforderung und verbiete es, unseriöse Wahlversprechungen zu machen. Im Rat möchte er sich für mehr Geschlossenheit einsetzen, um gemeinsam Forderungen für Lilienthal durchsetzen zu können, wichtig ist ihm weiteres Wachstum, die Gemeinde brauche die Erschließung von Wohnraum und Gewerbe.
Simon würdigt Lilienthals Vereinsleben
Die von den Grünen nominierte Erika Simon (52) gehört dem Rat seit fünf Jahren an und hebt die hohe Motivation in Lilienthal hervor, mit der sehr viele Menschen engagiert viel Energie fürs Gemeinwohl einbrächten. Die Juristin will der Wümmegemeinde eine gute Versorgungssituation gewährleistet sehen, mit Bürgern, Politik und Verwaltung viel sprechen, sich für Natur und ein gesundes Leben einsetzen, die Finanzsituation verbessern und die Wirtschaft unterstützen, um qualitatives Wachstum und eine sichere Zukuft zu sichern.
Erdmann als Lilienthaler Urgestein
Der 51-jährige Sozialdemokrat Jens Erdmann betrachtet sich als politisches Urgestein, das seine Heimat liebt und sich ihr verpflichtet fühlt. Er verstehe sich als Kommunikator, rund 4.000 Hausbesuche habe er schon absolviert und Positionen der Menschen aufgenommen. Die Gemeinde habe kein Ausgaben-, sondern ein Einnahmeproblem, die Haushaltskonsolidierung könne in einem Zeitraum von 20 bis 30 Jahren gelingen, Kürzungen im Bereich der so genannten freiwilligen Leistungen der Gemeinde lehnt Erdmann ab.
Hansen will Gewerber fördern
John Hansen will für die FDP die Rathausspitze erreichen. Der 44-Jährige nennt seine 25-jährige Tätigkeit bei der Bundeswehr einen großen Erfahrungsschatz, insbesondere im Umgang mit Verwaltung. Lilienthal werde zur Stadt wachsen, er will die Entwicklung neuer Gewerbeflächen fördern und sieht einen weiteren Schwerpunkt in der Schulpolitik, Kinder müssten einen sicheren Schulweg haben und Jugendliche ein breites Ausbildungsangebot.
Hanuschke will „Spielchen“ beendet sehen
Peter Hanuschke hat sich aus seiner Tätigkeit als Journalist heraus entschieden, dem politischen Diskurs in der Wümmegemeinde neue Akzente zu geben. Der 50-Jährige fordert ein Ende von „Spielchen“ zwischen den Ratsfraktionen, die Herausforderungen könnten nur gemeinsam gemeistert werden. Dazu gehöre es auch, zusammen für die Erweiterung von Gewerbeflächen einzutreten. Rat und Rathaus sollten sich als Partner des Einzelhandels verstehen und gemeinsam zur Attraktivitätssteigerung auch des Einkaufsorts beitragen.
Rossol würde Schulen wieder öffnen
Harald Rossol (54) hat schon 2004 fürs Bürgermeisteramt kandidiert. Der Unternehmer gehört der Fraktion der Querenker im Rat an. Zusammen mit Politik und Verwaltung müsse ein Rathauschef wirken. Potenziale der Verwaltungsmitarbeiter könnten besser ausgenutzt werden. Und Lilienthal bestehe nicht nur aus der Hauptstraße, Rossol fordert eine Gemeindeentwicklung, die gerade auch die Außenbereiche einschließt. Den Bau der Straßenbahnlinie sieht er als Katastrophe an, Wunden, die die Debatte darüber geschlagen hätte, seien zu schließen. Die Schließung von Schulstandorten in Seebergen und Frankenburg will er rückgängig machen. Vor dem Ausbau von Gewerbeflächen schlägt Rossol eine optimierte Ausnutzung der bestehenden Flächen vor.
Alle Kandidaten sprachen sich für eine stärkere Polizeipräsenz in Lilienthal aus, sehen darin aber eine Aufgabe der Landespolitik.