Die derzeitigen Bewohner des Dreimasters in Vegesack verbringen ihre Zeit lieber unter Deck, denn der Regen macht einen Aufenthalt im Freien eher ungemütlich. Doch schließlich haben sie sich auch nicht zum Segelurlaub eingefunden, sondern um auf das spätere Berufsleben vorbereitet zu werden.
16 Schüler aus zwei zehnten Klassen verbringen je drei Tage auf der Schulschiff Deutschland. Dort kommen sie mit Vertretern von rund 25 Unternehmen aus dem Landkreis und dem Großraum Bremen zusammen. Diese stellen ihre Ausbildungsangebote vor und es ergibt sich ein Raum zum Austausch – für den Einen oder Anderen mündet dieser vielleicht in einem Praktikums- oder sogar Ausbildungsplatz.
Übungen für die Bewerbung
In simulierten Bewerbungsgesprächen, beispielsweise mit Thomas Döring und Max Kausche vom Rotary Club Achim, üben die Schüler, worauf sie zu achten haben. Die beiden Rotarier haben in ihrer beruflichen Laufbahn viele Vorstellungsgespräche von Unternehmensseite geführt – sie wissen also worauf es ankommt und geben den Schülern danach ein Feedback.
„Wir versuchen ihnen auch Selbstvertrauen zu geben, das sind junge Leute, die etwas können“, sagt Döring. Eine relativ klare Idee von ihrer beruflichen Zukunft hat die 15-jährige Laura Nauenburg. Sie will Altenpflegerin werden. „Die Gespräche hier helfen mir gut für später“, sagt sie.
Höhere Vermittlungsquote bei Liesel-Anspacher-Schule
Ihre Klassenkameradin Julia Schmidt möchte Pathologie oder Chirurgie studieren, wenn das nicht klappt, möchte die 16-Jährige Bestatterin werden. Zwar fand sie das eine oder andere Unternehmen in den letzten Tagen interessant, aber ein vorheriges Praktikum als Bestatterin hat ihr auch gut gefallen.
Dass die Vermittlungsquote der Abgänger der Liesel-Anspacher Schule über dem Durchschnitt liegt, mag vielleicht auch teilweise auf dieses regelmäßige Projekt zurückzuführen sein. Das es die Zehntklässler hier mit „echten Leuten aus der Wirtschaft“ zu tun haben, empfindet ihr Lehrer Marius Witte als besonders wichtig.
„Respekt vor dem Anderen“
Eine solche Berufsorientierung könne ein Lehrer kaum derart authentisch vermitteln. Zudem sei das Projekt wichtig zur Teambildung, die ebenfalls für das spätere Berufsleben gebraucht werde.
Schließlich verbringen die Schüler die Tage und Nächte gemeinsam auf dem Schiff, kochen zusammen und leben nach gemeinsamen Regeln unter dem Motto: „Respekt vor dem Anderen“. Auch Julia Schmidt erkennt Vorteile für den Zusammenhalt in der Klasse: „Man ist hier mehr zusammen und freundet sich besser an.“