Befreundete Kollektive aus anderen deutschen Großstädten wie Köln oder Leipzig würden sie um das Freiluftpartygesetz in Bremen beneiden, sagt Arne vom Bremer Partykollektiv „Conartism“, das seit etwas zwei Jahren Veranstaltungen organisiert. „Es ist Wahnsinn, dass sowas jetzt legal möglich ist.“
Dass sich die Freigeister der Freiluftparty-Szene mit einem starren Gesetz anfreunden würden – das haben am Anfang einige bezweifelt. Nach einem etwas holprigen Start liefe die Kommunikation mit dem Stadtamt inzwischen aber rund, sagt Arne.
Szene kann Sicherheitsbedenken nicht nachvollziehen
Wenn „Conartism“ zum Feiern einlädt, steckt etwas mehr dahinter als nur laute elektronische Musik unter freiem Himmel. Aufwändige Dekorationen und Lichtinstallationen gehören genauso dazu. „Die Leute sollen sich fragen: Was zur Hölle ist hier eigentlich los?“, beschreibt Arne.
Die Gäste erfahren durch Mundpropaganda, über Mailinglisten oder private Veranstaltungen auf Facebook von den Partys. Mal kommen 50 Feierwütige, mal annähernd 300. Mehr erlaubt das Partygesetz nicht. Der Eintritt ist frei, Getränke dürfen selbst mitgebracht werden. „Conartism“ finanziert sich ansonsten über Spenden.
Die Sicherheitsbedenken der CDU teilt Arne nicht. „Die Veranstaltungen kommen komplett ohne Security aus“, unterstreicht er. Fluchtwege seien kein Problem, schließlich wird Open-Air gefeiert. Ärger mit Gästen habe es 2016 überhaupt nicht gegeben. Und als es im vergangenen Jahr einmal zu einem Konflikt zu kommen drohte, habe es genügt, die Musik auszustellen.
„Die Zahl der Leute, die weiter tanzen wollen, ist immer größer als die derjenigen, die auf Ärger aus sind“, sagt er. Und im Zweifel könnten die Veranstalter jetzt, wo die Partys legal stattfinden, ja sogar die Polizei einschalten, wenn es doch einmal zu Problem kommen sollte.
Drogen sind auf Freiluftpartys nicht willkommen
Das Thema „Notdurft“ hingegen sei in der Praxis sehr wohl geregelt. Zwar steht im neuen Gesetz nichts darüber. „Aber die Umweltbehörde mache bei jeder Genehmigung für Feiern auf ihren Flächen Auflagen – zum Beispiel die Bereitstellung von sanitären Anlagen.
Arne betont, dass „Conartism“ bei seinen Partys immer Rücksicht auf die Lautstärkebelastung von benachbarte Wohnbebauung nehme. Mittels Bassauslöschung auf den Boxen, die in Richtung Wohngebiet gerichtet sind, sollen Anwohnern von wummernden Bässen verschont bleiben.
Auch mit dem Thema Drogen will „Conartism“ nicht in Verbindung gebracht werden. „Wir wollen keine Drogen auf unseren Veranstaltungen“, betont Arne. Kontrollen gebe es auf Freiluftpartys zwar nicht. „Aber wir sagen den Leuten deutlich, dass das nicht erwünscht ist.“
Nicht nur Partykollektive, sondern auch Menschen, die einfach nur in größerem Rahmen zum Beispiel ihren Geburtstag feiern wollten, hätten in den zurückliegenden Monaten Gebrauch vom Freiluftpartygesetz gemacht. Das stört den Veranstalter, der seine Partys eher als kulturelles Angebot für alle sieht, aber nicht. Im Gegenteil: „Das ist doch wunderschön“.