Der neue Bereich ist aus der Sonderausstellung „Mode made in Delmenhorst“ hervorgegangen, die 2014 rund 230 Quadratmeter Museumsfläche eingenommen hatte. Nun allerdings standen Projektleiterin und Kuratorin Barbara Würnstl lediglich acht Quadratmeter zur Verfügung. Was nach dem enormen „Rückschnitt“ übrig geblieben ist, können Besucher ab heute in der oberen Etage des Stadtmuseums entdecken.
Auslöser für die Sonderausstellung vor zwei Jahren war ein Gesprächskreis zur Delmenhorster Bekleidungsindustrie, den der ehemalige Museumsleiter Hans-Hermann Precht 2013 ins Leben gerufen hatte. „Dadurch sind unzählige Exponate ins Haus gekommen und es war von Anfang an klar, dass wir diesen enormen Fundus nicht komplett im Magazin verschwinden lassen“, erklärt Museumsleiter Dr. Carsten Jöhnk. Zudem füge sich der kleine neue Bereich auch didaktisch gut in die bestehende Dauerausstellung ein.
Vom Stoßmesser bis zum Kleidungsstück
Bei der Auswahl der Objekte waren einige der damaligen Zeitzeugen beteiligt. Zu sehen sind unter anderem ein Stoßmesser für den Zuschnitt in der Großproduktion, eine Nähmaschine der Schnellnäher und einige prägnante Kleidungsstücke.
Ein Highlight sind die Zeitzeugenberichte, die der Besucher aktiv an Bildschirmen abrufen kann. Dafür wurden im Vorfeld sechs Interviews mit Mitarbeitern aus unterschiedlichen Bereichen der Delmenhorster Textilindustrie geführt. Zu Wort kommen eine Näherin von Lamode, ein Band- und ein Ausbildungsleiter, ein Stoffeinkäufer sowie Mitarbeiter aus der Qualitätskontrolle und aus der Werbung.
Digitale Zeitleiste zeigt die wichtigsten Stationen
Anhand einer digitalen Zeitleiste lassen sich außerdem die wichtigsten Stationen der hiesigen Textilindustrie seit 1911 bis zum Niedergang Ende der 90er Jahre nachvollziehen und weitere Informationen abrufen. Mit dabei sind unter anderem auch Texte zum Hungerstreik und zu den Protesten der Delmod-Mitarbeiter, die seinerzeit versucht hatten, die Insolvenz abzuwenden.
Bei der medialen Darstellung ist erstmals darauf geachtet worden, dass die Displays kippbar sind und auch von Rollstuhlfahrern bedient werden können.
Auch künftig möchte Jöhnk verstärkt Zeitzeugenberichte in die Ausstellungen einfließen lassen, um Geschichte lebendiger erfahrbar zu machen.