Die Besatzungen der Deutschen Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger (DGzRS), die ihren Sitz in Bremen hat, sind in diesem Jahr bereits 1800 Mal im Einsatz gewesen und haben dabei knapp 600 Menschen geborgen. Im Mittelmeer haben die Seenotretter außerdem in ihrem dreimonatigen Unterstützungseinsatz 1100 Menschen retten können.
An Land hat die Retter ihr ehrenamtliche Botschafter, der Schauspieler Markus Knüfken, zur Seite gestanden. Er stellte die Zwischenbilanz der Einsätze in diesem Jahr in seiner Heimatstadt Essen vor. Knüfken hatte an Übungen und Kontrollfahrten der Seenotretter teilgenommen und auf Veranstaltungen für ihre Arbeit geworben.
Neue Botschafterin wird Heike Götz
„Als Kajakfahrer war ich mir schon immer bewusst, dass die See auch bei bester Vorbereitung große Gefahren bergen kann“, sagt Knüfken, „Der selbstlose Einsatz der Seenotretter und ihre innere Einstellung beeindrucken mich sehr.“
Neue Seenotretter-„Bootschafterin“ 2017 wird TV-Moderatorin Heike Götz („Landpartie“, NDR). Mit den Seenotrettern drehte sie bereits mehrfach. Schon vor mehr als zehn Jahren war sie auf der Freiwilligen-Station Gelting zu Gast. In diesem Jahr wiederum besuchte sie für ihre Sendung den modernsten Seenotrettungskreuzer Ernst Meyer-Hedde auf der Station Amrum.
Etwas weniger Einsätze in Nord- und Ostsee
Jetzt hofft die DGzRS zum Jahresende wieder auf die Spendenbereitschaft der Bevölkerung. „In diesen Wochen wenden sich die Seenotretter verstärkt an die Öffentlichkeit, um über ihre Arbeit zu informieren, die Menschen im ganzen Land um Unterstützung zu bitten und weitere Förderer zu gewinnen“, so die DGzRS. Sie seien auf die Unterstützung der breiten Bevölkerung angewiesen.
Vom 1. Januar bis 18. Oktober 2016 haben die Besatzungen der rund 60 Seenotrettungskreuzer und -boote in Nord- und Ostsee bei 1.816 Einsätzen (Vorjahr: 1.892 Einsätze) 53 Menschen aus Seenot gerettet, 530 Menschen aus drohender Gefahr befreit, und 258 Mal erkrankte oder verletzte Menschen von Seeschiffen, Inseln oder Halligen zum Festland transportiert.
Drei Monate in der Ägäis im Einsatz
Die Besatzungen der an der niedersächsischen Küste haben bei 497 (genau so viel wie im Vorjahr) Einsätzen zwei Menschen aus Seenot gerettet und 85 weitere aus Gefahrensituationen befreit.
Drei Monate lang, von Anfang März bis Anfang Juni 2016, waren deutsche Seenotretter mit einem Seenotrettungskreuzer in der Ägäis im Einsatz, um ihre griechischen Kollegen des Hellenic Rescue Teams (HRT) auszubilden und zu unterstützen. Dabei wurden vor Lesbos 1.138 Menschen aus Gefahr befreit. Darunter waren 202 kleine Kinder.
Aus den Tagebüchern der Seenotretter
Anlässlich ihrer Zwischenbilanz haben die Seenotretter auch in ihren Bordtagebüchern geblättert, wie sie berichten, und holen einige bemerkenswerte Einsätze in diesem Jahr hervor. Hier eine Auswahl von Rettungseinsätzen vor den Toren Bremens, an der niedersächsischen Nordseeküste.
8. April: Vor Norddeich zieht die Strömung den Berner Sennenhund „Rocky“ auf die Nordsee hinaus. Das Seenotrettungsboot „Cassen Knigge“ nimmt Kurs auf das Tier. Mit geschickten nautischen Manövern und „tierischem“ Sachverstand gelingt es den wohlwollenden Jägern, den völlig erschöpften Hund durch die Bergungspforte an Bord zu nehmen.
26. Mai: Auf dem Frachter „Marselisborg“ stürzt auf der Nordsee vor Wangerooge ein Seemann bei Wartungsarbeiten. An Hüfte und Beinen ist er schwer verletzt. Der Seenotrettungskreuzer „Vormann Steffens“ bringt einen freiwilligen Seenotarzt zu dem 138,5 Meter langen Schiff. Mit einer speziellen Trage übernehmen die Seenotretter den 38-Jährigen.
4. Juni: Eine Familie segelt auf ihrer Yacht von Borkum nach Norderney. Plötzlich fallen zwei ihrer drei Kinder (zehn, acht und sechs Jahre alt) in Tiefschlaf, eines wird bewusstlos. Die Eltern hatten ihnen ein Medikament gegen Seekrankheit verabreicht – offenbar in Erwachsenendosis. Mit einer freiwilligen Seenotärztin an Bord bringt ein Seenotrettungskreuzer die Kinder in medizinische Behandlung.
18. Juli: Beim Anlaufen des Seegatts zwischen Norderney und Juist gerät eine Segelyacht in die Brandungszone und kommt fest. Bis zu anderthalb Meter hohe Dünung wirft das etwa zwölf Meter lange Boot immer wieder hart auf die Sandbank – extrem gefährlich für Schiff und Besatzung. Den Seenotrettern gelingt es, die Yacht in tieferes Wasser zu ziehen und nach Norderney einzuschleppen.