Dort, wo viele Fußgänger und Fahrräder unterwegs sind, soll die Zeit zwischen zwei Grünphasen auf 60 Sekunden reduziert werden, fordern die Grünen. Bisher seien Fußgängerampeln häufig als 80-Sekunden-Umläufe geschaltet – und in Hauptverkehrszeiten dauere es auch schon einmal fast zwei Minuten, bis die Ampel wieder Grün zeigt.
Den verkehrspolitischen Sprecher der Bürgerschaftsfraktion Ralph Saxe ärgert die angeblich grundsätzliche Bevorzugung von Autos an Ampeln. „Das kann in einer Stadt, die fahrrad- und fußgängerfreundlich sein will, nicht gelten“, sagt er.
Busse und Bahnen sollen weiter Vorrang haben
Seine Idee deshalb: Dort, wo es möglich ist, sollen sich künftig Autos der zügigeren Fortbewegung von Radfahrern und Fußgängern anpassen – und gegebenenfalls länger warten. Allein am Vorrecht von Bussen und Bahnen, per Signal freie Fahrt an Kreuzungen anzufordern, wollen auch die Grünen nicht rütteln.
Von einer kürzeren Wartezeit verspricht Saxe sich auch eine höhere Verkehrssicherheit. „Bei Wartezeiten über 60 Sekunden steigt das Risiko für Rotlichtverstöße“, so Saxe. Den Stein des Anstoßes für seinen Ärger hatte im Sommer der Fußgängerüberweg über die Schwachhauser Heerstraße an der Buchenstraße gegeben.
ASV prognostiziert „echte Auswirkungen“
„Da beschweren sich schon seit Jahren Anwohner über die langen Wartezeiten“, sagt Saxe, der deshalb jetzt die Wartezeiten der einzelnen Verkehrsteilnehmer an Bremer Ampeln grundsätzlich in Frage stellt.
„Das hätte echt Auswirkungen“, sagt Martin Stellmann, Sprecher des Amts für Straßen und Verkehr, über den Vorschlag der Grünen. „Wenn ich dem motorisierten Verkehr nicht eine bestimmte Zeit gebe, bekomme ich die Verkehrsströme nicht weg.“
Rund 600 Ampeln regeln den Verkehr
Er vergleicht die Grünphasen an Ampeln mit einem Kuchen. „Gebe ich den Fahrradfahrern ein Stück mehr, muss ich es woanders wegnehmen.“ Dass Autofahrer an den rund 600 Bremer Ampeln grundsätzlich bevorzugt werden, streitet er ab. „Wir haben eine bedarfsgerechte Schaltung“, sagt Stellmann.
Auch Dirk Matthies, Leiter der Verkehrsabteilung beim Allgemeinen Deutschen Automobilclub, sieht die Grünen-Pläne eher skeptisch. Grundlage für Verkehrsplaner sei die Richtlinie für Lichtsignalanlagen von der Foschungsgesellschaft für Straßen- und Verkehrswesen – und er sieht keinen Grund, daran zu rütteln.
ADAC sorgt sich um Verkehrsfluss
„Es ist immens wichtig, den Verkehrsfluss aufrecht zu erhalten. Niemand wünscht sich einen verstopften Verkehr, schon aus Emissionsgründen nicht.“ Die Wartezeiten an Ampeln würden immer subjektiv bewertet – da gehe es Fußgängern auch nicht anders als Autofahrern.
Trotzdem kann sich Matthies vorstellen, einzelne Ampeln punktuell zu überprüfen. „Dort, wo es wirklich ein Problem gibt, kann man darüber nachdenken.“ Eine klare Absage erteilt er aber der Vorfahrt für Fahrradfahrer auf Hauptverkehrsstraßen. „Dort gibt es gerade in der Rush-Hour das klare Bedürfnis, den motorisierten Verkehr am Laufen zu halten.“
Jens Tittmann, Sprecher von Verkehrssenator Joachim Lohse, findet den Vorstoß der Grünen sinnvoll. „Was spricht zum Beispiel dagegen, auf der Fahrrad-Premiumroute zur Uni eine grüne Welle für Radfahrer zu schalten?“. Auch er denkt dabei aber weniger an Hauptstraßen. „Wir müssen genau gucken, wo so etwas effizient umgesetzt werden kann.“