Wo hört Freiwilligkeit auf – und wo beginnt Zwang? Darüber sind sie Immobilieneigentümer Yehia Masri und die ehemaligen Mieter der Rückertstraße 2 ganz und gar nicht einig. Mit einem Schreiben hatten sich die Ex-Bewohner kürzlich noch einmal an die Öffentlichkeit gewandt und in erster Linie die fehlende Unterstützung der Behörde beim Kampf um ihre Wohnungen beklagt.
„Dafür, dass sie immer noch nachbohren, fehlt mir das Verständnis“, sagt Yehia Masri. Er hatte das Gebäude gekauft, um in den Wohnungen Unterkünfte für Obdachlose einzurichten, die wiederum von der Stadt angemietet werden.
Nach längeren Streitereien einigten sich Mieter und Vermieter schließlich auf einen Aufhebungsvertrag. Auch die Behörde habe sich für eine gütliche Einigung der Parteien eingesetzt, sagt Masri.
Eigentümer hat Bewohner entschädigt
„Es sind alle freiwillig ausgezogen und waren glücklich“, so der Vermieter. Schließlich seien die ehemaligen Bewohner „fürstlich entschädigt“ worden. Fünfstellige Beträge habe er an die Mietparteien gezahlt. Das bestätigt auch Ariane von Mach, die zu den inzwischen ausgezogenen Mietern gehört.
Von „fürstlich“ könne allerdings nicht die Rede sein. Schließlich hätten die Bewohner davon ja auch ihre Umzüge und anschließend höhere Mieten bezahlen müssen. Und auch wenn man sich am Ende auf einen Aufhebungsvertrag geeinigt habe, sei der Auszug nicht wirklich freiwillig gewesen.
Ex-Mieter: „Wir konnten nicht mehr“
„Wir konnten nicht mehr“, sagt von Mach. Eineinhalb Jahre, so sagt sie, hätten die Bewohner unter wandernden Baustellen und Dreck gelitten. Auf ihre Mängelbeschwerden sei nicht reagiert worden. „Wir wurden gekonnt ignoriert.“
Sie selbst habe nun mit ihrer Wohngemeinschaft eine passende Alternative gefunden. Ehemalige Nachbarn seien aber jetzt in „Wohnformen gelandet, wo sie nicht hinwollten“, berichtet von Mach. Sie ist überzeugt: Mit mehr Ruhe und Zeit hätten auch sie mehr Glück auf dem Wohnungsmarkt gehabt.
Für die ehemaligen Bewohner sei das Kapitel Rückerstraße 2 jetzt aber endgültig erledigt. „Das wollten wir mit unserem letzten Schreiben zeigen“, sagt von Mach.