Es hätte für Willy Hollatz ein ruhiger Abschied vom „grünen Bürgermeister“ werden können. Wie aus heiterem Himmel kehrte der 60-Jährige aber mitten im Wahlkampf um seine Nachfolge seiner Partei den Rücken und sorgte damit noch einmal für ordentlich Wirbel.
Frage: Der Ratsvorsitzende Stephan Limberg würdigt Sie nach zwölfjähriger Amtszeit für ihr großes Engagement, das Lilienthal maßgeblich und positiv geprägt hat. Im Bewusstsein der Menschen bleiben Sie doch trotz Parteiaustritt der „grüne Bürgermeister“?
Hollatz holte für die Grünen 34 Prozent
Willy Hollatz: Es war niedersachsenweit wohl einmalig, dass die Grünen 2011 über 34 Prozent der Stimmen für den Gemeinderat gewonnen haben. Daraus hatte ich mir als grüner Bürgermeister eine gewisse Zusammenarbeit gewünscht, die dann aber nicht eingetreten ist. Wenn mein Parteiaustritt als so spektakulär wahrgenommen wurde, dann vielleicht wegen des späten Zeitpunkts, ich würde heute sagen, ich hätte meinen Entschluss wohl früher fassen sollen.
Frage: Man wird Sie mit einer Feierstunde im Borgfelder Landhaus verabschieden, an der Landesgrenze zu Bremen, eine verbesserte verkehrliche Anbindung an die Hansestadt war kontinuierlich Ihr Thema?
Ortsentlastungsstraße und Linie 4 gebaut
Hollatz: In meine Amtszeit fiel die Umsetzung von drei der insgesamt fünf Bauabschnitte für die Lilienthaler Allee, dabei auch der Brückenschlag nach Bremen. Ich habe die Zusammenarbeit mit Bremen als sehr vertrauensvoll empfunden, darüber, dass die Linie 4 wirklich auf unserer Seite weitergebaut wird, gab es ein Einvernehmen, ohne dass dies extra in einem Vertrag festgehalten werden musste. Mit der Eröffnungsfeier für die Straßenbahn 2014 war das zweite Großprojekt meiner Amtszeit abgeschlossen. An der Nahtstelle zu Bremen ist auch das Telescopium entstanden, ein wirklich neues Wahrzeichen unserer Gemeinde.
Frage: Sie waren der erste hauptamtliche Bürgermeister, neben der politischen Verantwortung übernahmen Sie auch viele repräsentative Aufgaben.
Hollatz: Besonders gerne habe ich das gelebte Ehrenamt unterstützen wollen. Von rund 18.000 Einwohnern sind 9.000 Lilienthalerinnen und Lilienthaler in Vereinen aktiv. Diesen Aktiven die Wertschätzung des Rathauses entgegenzubringen, war mir ein ganz wichtiges Anliegen.
Politikstil taugt nicht als Exportschlager
Frage: Ehrenamtlich wird auch die Kommunalpolitik betrieben, für den Umgang im Rat gilt Lilienthal nicht als Muster?
Hollatz: In der Sache muss man streiten können, der Umgang sollte sachlich bleiben. Die Wortwahl im Rat war manchmal schon grenzwertig, ich wünsche dem neuen Bürgermeister eine bessere Stimmung im neuen Rat.