Um ein Klischee gleich mal vorweg zu nehmen: Ja, die viel beschworenen „leuchtenden Kinderaugen“ sind der Grund schlechthin, sich am Heiligabend eine viel zu warme Kapuze aufzusetzen, Glöckchen zu schwenken und mit Hoho-Rufen durch fremde Gärten zu spazieren.
„Das ist schon ein ganz besonderes Gefühl“, schwärmt Fred Domann. „Diese Augen. Die Ängstlichkeit. Und dann das Vertrauen der Kinder zu gewinnen…“ Der 83-Jährige weiß, wovon er spricht; seit 60 Jahren ist er nun schon als Santa unterwegs; anfangs im Familien- und Freundeskreis. Sein wohl aufregendster Heiligabend war der, als sein Bart an einer Kerze Feuer fing und sein Neffe rief: „Aber das ist ja Onkel Freddy!“
Das mit dem brennenden Bart kann Peter Lindemann zwar auch passieren, aber das würde deutlich schmerzhafter; seiner ist nämlich echt. Und damit ein unschlagbares Argument: „Wenn mich einer fragt, ob ich echt bin, dann sag ich einfach: zieh doch mal am Bart“, lacht der 56-Jährige, der nach jahrelangen „Proben“ in der Familie jetzt zum zweiten Mal für die Arbeitsagentur schenken geht. In diesem Jahr hat er noch eine zweite Aufgabe: Er kann nämlich auch Nikolaus und ist so auch bei der Seemannsmission zu Gast.
Weihnachtsmann Dieter hat eine Homepage
Den echten Bart kann auch Dieter Nauck vorweisen. Doch statt in der Familie entdeckte er seine Berufung als Cosplayer (bei dem Trend stellt man eine bekannte Figur möglichst originalgetreu nach). „Das war so ein Erfolg, dass ich weitergemacht habe“, sagt der ehemalige Gastronom, der sogar eine eigene Hompage (santa-dieter.de) vorweisen kann.
Älter aussehen, als man ist, eine sonore Stimme und ein freundliches Gesicht – so lassen sich die Einstellungskriterien der Arbeitsagentur zusammenfassen. Rund zwanzig Rotröcke und zwei Engel stehen Bremer Haushalten in diesem Jahr zur Verfügung. Dr. Goetz von Einem, Leiter der Arbeitsagentur, nennt das bei der Betriebsversammlung der Weihnachtsmänner einen „Fachkräfte-Engpass“.
Der Eid wird auf das goldene Buch geschworen
Immerhin ein Neuer kann vereidigt werden.Während im Hintergund Bing Crosby knödelt und es nach Lebkuchenherzen duftet, schwört der Newcomer auf das goldene Buch, dass er „sich des Weihnachtsmannes würdig erweisen, den Glauben an ihn stärken und garstiges Flötenspiel oder stockend vergetragene Gedichte“ mit Engelsgeduld ertragen will.
Auch dieser hat eine Vorgeschichte als Weihnachtsmann. Neben privaten Auftritten sprang der Veranstaltungsmanager auch schon mal bei Firmen-Weihnachtsfeiern ein, wenn es Not tat. Und der 60-Jährige geht in seiner Rolle auf: Name? „Claus. Santa Claus“, sagt er und lacht. Lampenfieber hat er keines. Auch nicht vor Erwachsenen, „denn die sind meist selber plötzlich ein wenig schüchtern.“
Infos gibt‘s unter arbeitsagentur.de