Die Sicherheitsbranche boomt, behauptet die Gewerkschaft verdi. Über 2.700 Beschäftigte im Bewachungsgewerbe leisten demnach 24 Stunden täglich und sieben Tage in der Woche Dienst für mehr Sicherheit im Land Bremen. Hafen, Industrieanlagen, Flüchtlingsunterkünfte und Großevents werden geschützt – zum Billigtarif, behauptet die Gewerkschaft. Deswegen soll jetzt ein Tarifvertrag mit dem Bundesverband der Sicherheitswirtschaft ausgehandelt werden. Am Dienstag beginnt die erste Verhandlungsrunde.
„In einem Unterbietungswettkampf buhlen Unternehmen in der Sicherheitsbranche um Aufträge zu Dumpingpreisen. Das Resultat sind Niedriglöhne von 9,-€ pro Stunde in der meist verbreiteten Lohngruppe“, sagt Sprecher Domenico Perroni. Er rechnet vor: „Bei Einhaltung der Regelarbeitszeit von 173 Stunden würde ein Beschäftigter somit auf einen Monatslohn von 1557 € brutto kommen, da bleibt am Ende des Monats nur Toastbrot übrig.“
Verdi fordert zwei Euro mehr pro Stunde
Die Gewerkschaft stelle oft fest, dass viele Security-Mitarbeiter 12 Stunden-Schichten schieben, um auf ihr Monatsgehalt zu kommen. „Wenn wir darauf hinweisen, dass gesetzlich sechs Stunden gearbeitet werden darf, wird uns oft gesagt, dass die Leute keine Wahl haben“, so Perroni. Häufig werde damit argumentiert, dass ein Teil der Arbeitszeit nur im Bereitschaftsdienst geleistet würde. „Aber wenn ich einen großen Parkplatz alleine bewache, ist das keine Bereitschaftszeit.“
Verdi will sich deswegen für bessere Gehälter einsetzen und fordert 2 Euro mehr die Stunde in allen Lohngruppen. „Das Groß der Leute arbeitet im Niedriglohnbereich. Mit mehr Stundenlohn sind sie nicht länger darauf angewiesen, ergänzende Sozialleistungen zu beziehen“, so der Gewerkschafter.
Arbeitgeberseite hält Forderungen für unrealistisch
Der Bremer Vorsitzende des Bundesverband der Sicherheitswirtschaft, Andreas Segler, sieht die Situation anders: „In der untersten Lohngruppe arbeiten die wenigsten unserer Beschäftigten, die meisten verdienen zehn Euro und mehr.“ Die Forderungen von Verdi hält Segler für unrealistisch: „Am Ende muss die Lohnpolitik auch wirtschaftlich Sinn machen.“
Ob Arbeitgeberseite und Gewerkschaft sich einigen werden, wollen beide noch nicht voraussagen. Laut Bundesverband der Sicherheitswirtschaft machen Security-Firmen und Wachdienste in Bremen jährlich 40 Millionen Euro Umsatz. 2.711 Menschen sind in der Branche in 28 Unternehmen beschäftigt.