Die Bremer Straßenbahn AG (BSAG) und das Verkehrsressort haben auf die neuerlichen Proteste reagiert. „Der Senator für Umwelt, Bau und Verkehr, Dr. Joachim Lohse (Grüne), hat sich jetzt persönlich des Problems angenommen“, sagte BSAG-Unternehmensprecher Jens-Christian Meyer auf Nachfrage.
Es werde ressortseitig nach einer „kleineren Lösung“ gesucht, die besonders den älteren Menschen gerecht werde. Genaueres könne man aber noch nicht sagen.
Senioren machen auf ihre Situation aufmerksam
Denn vor allem die Bewohner des Stiftungsdorfs Blumenkamp und der Stiftungsresidenz St. Ilsabeen wollen sich nicht mit der Schließung der Linie 87 abfinden. Am Mittwochmorgen unternahm eine Gruppe von Seniorinnen den Selbstversuch, die Alternative zur Buslinie, den Bahnhof St. Magnus, zu erreichen. Angeregt zu diesem Experiment hatte der Ortsverband der Linken in Bremen-Nord.
Für die 80-jährige Helga Lehnert aus dem Haus Blumenkamp war die Tour mit Rollator ein schwieriges Unterfangen. „Ich bekomme kaum Luft“, sagte sie angesichts des Anstiegs zum Bahnhof St. Magnus.
Der Bahnhof ist keine Alternative
Dreimal habe sie sich zum Verschnaufen hinsetzten müssen. Für sie als 80-Jährige sei es wichtig, zum Einkaufen nach Vegesack fahren zu können. „Da ist die 87 die einzig gute Verbindung.“ Der Vorteil bei dieser Linie sei, dass die Haltestelle Blumenkamp in der Richthofenstraße auch Endstation sei, so die Seniorin.
Deshalb wartet der Bus hier zehn Minuten. „So haben wir genug Zeit zum Ein- und Aussteigen.“ Die Linien 94 und 95 nach Lesum mit der Haltestelle Am Kapellenberg sind für die Seniorin auch keine Lösung. „Die fahren mir zu schnell an und ab. Da ist das Aussteigen dann ein Problem“, ärgert sie sich.
Die Topografie erschwert den Weg
Auch mit dem Absenken hapere es. Zur Haltestelle zu kommen ist laut Lehnert nicht das Problem. Aber die Rückkehr auf der ansteigenden Billungstraße mit einem beladenen Rollator ist ihr zufolge fast unmöglich.
„Wir haben diese Aktion gemacht, weil von allen Verschlechterungen in Bremen-Nord die Einstellung der Linie 87 am schlimmsten ist. Die beiden Altenheime werden praktisch vom öffentlichen Nahverkehr abgeschnitten“, sagt Karl Brönnle vom Linken-Ortsverband Bremen-Nord.
Nicht nur Bewohner und Mitarbeiter betroffen
Das betreffe nicht nur die Bewohner und Mitarbeiter dort, sondern auch Besuchsmöglichkeiten mit dem Nahverkehr würden gekappt. „Der von der BSAG als Alternative genannte Bahnhof St. Magnus ist in Wirklichkeit für alte Menschen eine Zumutung.“
Die bisherige Haltestelle Blumenkamp sei dagegen ebenerdig und mit 300 Metern auf einem halb so langen Weg erreichbar, so Brönnle.
von Friedrich-W. Armbrust