Bei der Beiratssitzung im Bürger- und Sozialzentrum sollte es eigentlich darum gehen, welche Folgen das Urteil gegen die Verlängerung der Straßenbahnlinie 8 für die Linie 1 hat. Doch die anwesenden Huchtinger und viele Beiratsmitglieder wollten grundsätzlicher diskutieren.
„Das ist Demokratie“
„Der politische Willensbildungsprozess ist abgeschlossen“, so Bausenator Dr. Joachim Lohse. „Das ist Demokratie, die Entschlüsse sind nun einmal gefasst“, ergänzte der Bürgerschaftsabgeordnete Jürgen Pohlmann (SPD).
Empörtes Raunen ging durch den Saal. Etwa 70 Bürger und einige Behördenvertreter waren zur Beiratssitzung im Bürger- und Sozialzentrum gekommen.
Gegner hofften auf das Urteil gegen Linie 8
Sätze, wie der von Lohse und Pohlmann kamen nicht gut an in dieser Runde. Auch die Ermahnungen von Ortsamtsleiter Christian Schlesselmann, beim Thema zu bleiben, wurden abfällig kommentiert. Nein, so richtig abgeschlossen wirkte die politische Willensbildung zur Straßenbahnverlängerung an diesem Montagabend noch nicht.
Viele Gegner hatten wohl gehofft, dass das Gerichtsurteil gegen die niedersächsische Planung für die Linie 8 für die beiden Straßenbahnlinien 1 und 8 das Ende sein würde.
Verlängerung der Straßenbahn soll sich nur verzögern
Doch Senator Lohse und seine Behörde stellen das anders dar: Sie glauben, dass das Projekt länger dauere. In Gefahr sei die Verlängerung aber nicht.
Ein wichtiger Grund dafür: Der Bund wird das Projekt wohl trotzdem weiter finanziell unterstützen, egal, wann mit dem Bau begonnen wird. Ursprünglich hieß es, dass die Mittel nur zeitlich begrenzt zur Verfügung gestellt würden. Das ist aber nach einer neuen Regelung wohl nicht mehr der Fall.
Allerdings erwartet der Bund eine neue standardisierte Bewertung, also eine Art Kosten-Nutzen-Rechnung. Gunnar Polzin vom Amt für Straßen und Verkehr glaubt aber, dass sich auch in der neuen Bewertung die Straßenbahn lohnen wird, also über der wichtigen Marke „1“ liegen wird.
Endhaltestelle der Linie 1 an Huchtinger Heerstraße
Die Behörde plant momentan, mit dem Bau der Linie 1 notfalls schon zu beginnen, bevor endgültig klar ist, was in Stuhr passiert.
Die neue Bahn soll über die BTE-Bahntrasse durch die Kleingärten bis zur Heinrich-Plett-Allee führen. In diese Straße soll sie einbiegen und weiter bis zur Endhaltestelle an der Einmündung in die Huchtinger Heerstraße fahren.
Einige Bürger durch Streckenführung außen vor
Die Kritik von einigen Huchtingern an dieser Streckenführung: Teile der Bevölkerung sind schlechter an den ÖPNV angebunden. Denn die Ringbuslinie 57/ 58 wird wohl eingestellt, wenn die Straßenbahn kommt.
Michael Horn (Die Linke) vom Beirat Huchting fragte, ob diese Lücke noch geschlossen würde. „Die Betroffenen müssen wohl andere Wege nutzen“, sagte ein BSAG-Sprecher. Gleichzeitig deutete er an, dass man über Verbesserungen noch verhandeln könne.
Insgesamt aber würde die neue Bahn vielen Bürgern nutzen und nur wenigen schaden. „Wir müssen aber auch an die wenigen Bürger denken“, forderte Beiratsmitglied Katharina Batrakow (SPD).
Streit darüber, wer entscheiden sollte
„Ich verstehe nicht, warum man dieses Projekt unbedingt umsetzen will. Das ist komplett gegen den Bürgerwillen und gegen den kompletten Beirat“, fasste Beiratsmitglied Gregor Rietz (CDU) unter Applaus die Stimmung von vielen zusammen.
„Muss das Parlament eigentlich für das Volk, oder doch das Volk für das Parlament arbeiten?“, fragte ein Bürger in der Versammlung. „Die Linie 1 ist ein gesamtstädtisches Projekt“, erwiderte Lohse. „Wir können die Zustimmung doch nicht von einem einzelnen Stadtteil abhängig machen.“