Für die Bremer Wirtschaft könnte Trumps Wahlsieg echte Auswirkungen haben. „Der bremisch-amerikanische Handelsverkehr ist in den vergangenen vier Jahren um 23 Prozent gewachsen. Ob diese Dynamik fortgesetzt werden kann, ist unsicher“, sagt Harald Emigholz, Präses der Handelskammer Bremen.
Emigholz stellt sich darauf ein, dass die USA künftig vermehrt protektionistische Politiken verfolgen, also mit Handelshemmnissen versuchen werden, ausländische Anbieter auf dem amerikanischen Markt zu benachteiligen.
Handelskammer-Präses befürchtet Nachteile für Bremen
„Protektionismus ist nicht im Interesse des Wirtschaftsstandorts Bremen, der ja besonders stark auf den US-Markt ausgerichtet ist“, sagt Emigholz. Die deutsche und europäische Wirtschaft müsse sich jetzt darauf besinnen, welche Bedeutung der Europäische Binnenmarkt für den hiesigen Wohlstand hat.
Auch die Bremer Bundespolitiker reagieren kritisch auf den Ausgang der US-Wahlen.
Beck erwartet größere Unsicherheit
„Die Wahl von Donald Trump wird unsere Welt verändern“, sagt Marieluise Beck, die für die Grünen im Bundestag sitzt. Und sie rechnet nicht mit positiven Entwicklungen.
„Nationale Interessen werden gegen gemeinsame Lösungen stehen und damit die Welt unsicherer machen“, ist Beck überzeugt. Sie sieht die liberalen Demokratien in der Krise.
Die Bremer Bundestagsabgeordnete Elisabeth Motschmann (CDU) ist Mitglied im Auswärtigen Ausschuss des Bundestages, der sich mit den auswärtigen Beziehungen der Bundesrepublik befasst.
Motschmann wirbt für deutsch-amerikanische Partnerschaft
Wohl auch deshalb findet sie gemäßigtere Worte als Beck: „Freie, demokratische Wahlen müssen wir respektieren. Das gilt auch für einen Präsidenten, dessen Positionen in vielen Punkten unbekannt sind.“
Motschmann ist ebenfalls überzeugt, dass Trumps Wahlsieg die Welt verändert. „Gewählt haben ihn Menschen, die sich selber am Rande der Gesellschaft sehen“, gibt sie aber zu bedenken.
Sie appelliert: „Die deutsch-amerikanische Partnerschaft und Zusammenarbeit dürfen durch diese Wahl nicht gefährdet werden.“
Ryglewski: „So was wie Trump“ auch in Deutschland möglich
Die Bremer SPD-Bundestagsabgeordnete Sarah Ryglewski ist „entsetzt vom Ausgang der Präsidentschaftswahl in den USA“. Sie sagt: „Es rächt sich jetzt, dass viele Clinton als ,kleineres Übel‘ bezeichnet haben.“
Ryglewski ist überzeugt, dass „so etwas wie Donald Trump“ auch in Europa oder Deutschland passieren kann. „Es sind Rechtspopulisten, die den Sieg von Donald Trump feiern – hier in Deutschland freut sich die AfD“.
Das Wahlergebnisse könne aber nur heißen, sich jetzt noch stärker Hass, Spaltung und Angst entgegenzustellen und sich für Zusammenhalt und Demokratie einzusetzen.
Trüpel ist „tief erschüttert und schockiert“
Die Bremer Europapolitikerin Helga Trüpel (Grüne) hat der Ausgang der Wahlen „tief erschüttert und schockiert“. Trump habe „einen Wahlkampf geführt, der auf Lügen, Hass und Polarisierung ausgerichtet war. Trump leugnet den Klimawandel, er hetzt gegen Frauen und Minderheiten“.
Europa dürfe jetzt nicht seine eigene internationale Kooperatioins- und Kompromissfähigkeit in Frage stellen.
Folker Hellmeyer, Chefanalyst der Bremer Landesbank, ist weniger überrascht vom Wahlergebnis und spricht vor allen Dingen früheren us-amerikanischen Regierungen eine Verantwortung zu.
Hellmeyer sieht Ursache in Vorgänger-Regierungen
Das jahrzehntelange Wegbrechen des Mittelstandes und seine daraus resultierende Verschuldung seien entscheidende Faktoren für die Wahlentscheidung gewesen, die „fraglos keine Liebesbeziehung zwischen Wähler und Trump darstellt“.
Er glaubt nicht, dass die Wahlergebnisse lediglich das Resultat von Protestwahlen sind. „Die Fortsetzung der Regime-Change-Politik der Bush-Ära durch Obama hat der Welt definitiv nicht mehr Frieden geliefert und vielen amerikanischen Familien Leid zugefügt“, meint Hellmeyer.