Es ist Freitag. Gegen 17 Uhr finde ich mich im noch wenig bebauten Stadtteil Bungerhof in einem Menschenpulk aus städtischen Vertretern, Mitgliedern der sozialdemokratischen Stadtratsfraktion und geladenen Gästen wieder. Wir stehen vor dem Tor des neuen Gemeindefriedhofes, dessen Einweihung Grund für die Menschenansammlung ist. Stadtbaurat Walther Brasch überreicht nach einer kurzen Rede den Schlüssel für den Friedhof an Oberbürgermeister Rudolf Königer.
Königer öffnet die Tore, und wir alle begeben uns in die mit Blumen ausgeschmückte Kapelle. „Nach ewigen, ehernen, großen Gesetzen müssen wir alle unseres Daseins Kreise vollenden. Und darum ein Friedhof für alle, ein Friedhof der gesamten Gemeinde, für alle Bürger, einerlei, wo sie im Leben standen, wie sie wirkten und welchen Glauben sie hatten. Ich übernehme hiermit diesen Friedhof in den Schutz der städtischen Verwaltung und danke zugleich allen, die bei dem Werke geholfen haben,“ sagt Königer. Es folgt ein Rundgang durch die Kapelle und über den fertiggestellten ersten Abschnitt des Friedhofareals.
Ein konfessionsloser Friedhof für alle Bürger
Ein konfessionsloser Friedhof wurde 1902 erstmals von Sozialdemokraten gefordert, die verärgert über die Nichtzulassung unerwünschter Grabredner und andere Maßnahmen evangelischer Geistlicher gegen die Riten Andersgläubiger waren. Nach dem Ersten Weltkrieg nahm die Idee Gestalt an. Der Bremer Gartenbaudirektor Paul Freye wurde mit Planungen beauftragt, die 1924 in eine Magistratsvorlage eingingen, die die Herstellung eines Gemeindefriedhofs in Bungerhof vorsah.
1906 hatte die Stadt Delmenhorst das in der Gemeinde Hasbergen gelegene Areal erworben, von dem zunächst der Ostteil gestaltet werden sollte. Nach Billigung der Vorlage durch den Gesamtstadtrat im Februar 1924 wurde mit der Errichtung des Gärtnerhauses begonnen, das im September 1924 fertig war. 1926 erwarb die Stadt dann weitere Flächen zur Arrondierung des Friedhofsgeländes. Der Gesamtstadtrat bewilligte am 26. Juni 1928 schließlich die Errichtung der Friedhofskapelle, die nach den Entwürfen des renommierten Hamburger Architekten Fritz Höger ausgeführt werden sollte. Für den ansprechenden kleinen Sakralbau und das Hauptportal wurden in den Jahren 1928/29 annähernd 60.000 Mark verbaut.