Zwei etwa zwölfjährige Jungen laufen durch den kleinen Fußweg von der Carl-Hurtzig-Straße zum Oldeoog. Beim Anblick von zwei grünen Luftballons vor einer Tür halten sie plötzlich an. „Ey, was ist das denn?“ „Das ist doch Gewoba, Mann!“
In Wirklichkeit das neue Café Carl
Ganz unrecht haben die beiden Jungs nicht: Tatsächlich diente das Gebäude an der Carl-Hurtzig-Straße 30 lange Jahre als Gewoba-Büro. Eher trist sah das Haus damals aus.
Nun hat die Wohnungsbaugesellschaft die Räume mit Farbe und neuem Fußboden aufgepeppt; die Stadtteilgruppe hat Geld für dunkle Tische und Stühle sowie einen Tresen bereit gestellt; und der Beschäftigungsträger „Bras“ hat schon einmal Blumen auf den Tischen und Fensterbänken drapiert. Ganz klar, hier passiert etwas Neues: Willkommen im Café Carl.
Treffpunkt zum Klönen und günstig Kuchen essen
So richtig eröffnet das Café erst heute, aber am Donnerstag wurden schon einmal Vertreter von Huchtinger Einrichtungen eingeladen – und richtig viele sind gekommen. Alle Stühle waren besetzt, die Besucher klönten über Berufliches, über das Wetter, den Verkehr und kleine Familiengeschichten – echte Café-Stimmung kam auf.
Nach dem Vorbild von Klönhof und Café Rosengarten soll der neue Raum ein Treffpunkt für die Bewohner des Viertels sein. Besucher können ganz einfach zum Kaffee (für 50 Cent) und Kuchen (ab 1 Euro) vorbeikommen.
„Ich freu mich so, dass das Café hier eröffnet hat – genau an dieser Stelle braucht es sowas“, meint Gebke Bode-Kirchhoff, Direktorin der nahegelegenen Schule an der Robinsbalje. „Ich bin sicher: Die Leute gehen jetzt lieber an dem Weg entlang, das bringt Leben ins Quartier.“
Programm für Ältere und für Kids
Wer will, kann auch an einem der Programmpunkte teilnehmen: am Klönschnack zum Beispiel, an der Gymnastikgruppe oder an der Beratung zum Thema Pflege durch den Pflegedienst Vacances.
Anders als im Klönhof oder im Rosengarten soll es nicht nur ein Programm für Ältere geben: Der Jugendhilfeträger „Alten Eichen“ will zweimal die Woche mit Jungs bis zwölf Jahre im Café Carl Programm machen, mit ihnen Musik machen und basteln.
„Momentan ändert sich unser Programm aber noch ständig – es gibt so viele Ideen von Vereinen und Anwohnern, die hier gerne was machen wollen“, erklärt Martina Hoffmann von der Bras.
Die neuen Mitarbeiter: Fünf Flüchtlinge vom Wardamm
„Während des Umbaus haben schon ständig Leute angehalten und gefragt, was wir machen – das Interesse ist wirklich riesig“, erzählt Hoffmann. Sie leitet eigentlich den Klönhof. In den kommenden Monaten und Jahren wird sie aber besonders viel Zeit auch im neuen Treff verbringen, bis die neuen Mitarbeiter das Café Carl selbständig führen können.
Angestellt werden sollen fünf Flüchtlinge, die noch auf ihren Asylbescheid warten, aber gute Chancen haben, bleiben zu dürfen. Vier Frauen aus dem Übergangswohnheim Wardamm, die mitmachen wollen, sind schon gefunden.
Mit der Zeit soll immer mehr Caféverantwortung diesen neuen Mitarbeitern übertragen werden. „Da funktioniert das Deutsch-Lernen dann ganz von alleine“, ist Hoffmann sich sicher.