Kranken- und Altenpfleger gemeinsam ausbilden?
Pro: „Fachkräftemangel entgegen wirken“
Wir werden immer älter – und immer mehr ältere Menschen brauchen Pflege. Die Folge: In den Kliniken werden viele ältere Patientinnen und Patienten behandelt, während in den Heimen zunehmend mehr Bewohnerinnen und Bewohner auch medizinisch versorgt werden müssen.
Kurzum: Die Zeit der Trennung in Alten-, Kranken- und Kinderkrankenpflege ist vorbei. Im Pflegebereich sind heute übergreifende Qualifikationen gefordert. Genau diese Fähigkeiten soll die einheitliche, generalistische Ausbildung vermitteln, gleichzeitig aber auch Schwerpunktsetzungen – etwa im Bereich der Alten- oder Kinderkrankenpflege – ermöglichen.
Auch angesichts des Fachkräftemangels ist dieser Schritt richtig, weil der Pflegeberuf so attraktiver wird: Die Beschäftigten können dann in allen drei Bereichen wohnortnah Arbeitsplätze finden. Und sie können leichter wechseln, wenn beispielsweise der Wunsch entsteht, in einem anderen Bereich tätig zu werden.
Steffi Dehne, gesundheitspolitische Sprecherin der SPD Bremen
Contra: „Spezialwissen ist erforderlich“
Die Anpassung der Pflegeausbildung an internationale Standards klingt gut. Ein Rückschritt ins 19. Jahrhundert ist eine Katastrophe. Hier galten Kinder als kleine Erwachsene und wurden sowohl medizinisch als auch pflegerisch so behandelt.
Kindliche Entwicklung und Wachstum werden in einer Ausbildung mit Fokus auf Krankheit und Siechtum untergehen. Die Zunahme chronischer Erkrankungen wie Asthma, Allergien, Übergewicht, Diabetes und psychischer Leiden bei Kindern macht die Kinderkrankenpflege noch komplexer. Da kann die Ausbildung nicht verallgemeinert werden.
Hochqualifizierte Kinderkrankenpflege ist Teil der medizinischen Versorgung: Pflegende tragen Verantwortung für 500g leichte Frühgeborene auf der Intensivstation, für Säuglinge, Klein- und Schulkinder. Sie müssen mit Krankheiten jeder Altersstufe umgehen und die Variabilität der altersgerechten Entwicklung kennen.
Dr. Torsten Spranger, Sprecher Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte