„Jeder Mensch ist ein Clown, aber nur wenige haben den Mut es zu zeigen“. Nicht zuletzt dieses Zitat von Charlie Rivel hat den Delmenhorster dazu inspiriert, rund 840 Unterrichtsstunden, verteilt auf dreieinhalb Jahre an der Schule für Tanz, Clown & Theater (TuT) in Hannover zu verbringen, um sich letztlich seinen Lebenstraum zu erfüllen: ein Clown zu werden. Ganz offiziell und qualifiziert.
Seinen Lebensunterhalt verdient der Studienrat und gelernte Tischler allerdings (noch nicht) auf der Bühne, sondern im Fach „Holztechnik“ und im Bereich „Berufsvorbereitungsjahr“ an der Berufsbildenden Schule II (BBS II) in Delmenhorst. Sein handwerkliches Geschick ist dem staatlich geprüften Clown bei seiner Ausbildung allerdings zugute gekommen – nicht zuletzt für die selbst entwickelte Rendezvous-Nummer „Blau trifft Gelb“ mit Clowns-Kollegin Linda Kraft. „Am Ende der Szene soll ein Tisch auf der Bühne zusammenbrechen. Ich habe ihn so gebaut, dass er nur mit Magneten zusammengehalten wird“, verrät Markus Weise.
Greifarmautomaten mit Einstieg gebaut
Für eine weitere Bühnen-Nummer im Rahmen seiner Ausbildung hat der Delmenhorster einen Greifarmautomaten mit plüschigen blau-gelben Minion-Figuren selbst gebaut. „Inklusive Joystick, Geldeinwurf, Greifern und einem Einstieg für mich“, erläutert er.
Sehr Ernsthaft – manchmal mit Augenzwinkern – musste der 33-Jährige auch die Unterrichtsfächer „Maskenspiel“, „Bewegungslehre und Schauspiel“, „Clown und Komik“ in Theorie und Praxis sowie „Rechtliche und organisatorische Strukturen“ absolvieren. „Maskenspiel und Bewegung waren am Anfang gar nicht mein Ding“, sagt Markus Weise und verrät: „Ich hasse das Tanzen.“ Auch die darstellerische Arbeit mit neutralen Masken habe ihm gar nicht gelegen. „Das hat sich dann geändert, als wir mit Charaktermasken gespielt haben. Ich hatte große Lust daran, an einer Figur zu arbeiten, die auf der Bühne zu den nächsten Szenen überleitet.“
Schokokuss landete beim Zuschauer auf dem Schuh
Auch Hausaufgaben hat der ausgezeichnete Clown während seiner Zeit an der „TuT“ bekommen: „Ein Clown sollte beispielsweise einen Schokokuss essen. Dabei durften natürlich sein Koffer und einige Requisiten nicht fehlen. Meine Mitschüler meinten, ich sei ein enorm strukturierter Mensch und brauche statt eines Koffers unbedingt eine Aktentasche. Bei der Werkschau auf der Bühne habe ich den Schokokuss mit Messer und Gabel gegessen und dabei ein Chaos hinterlassen. Aus Versehen ist ein Stück vom Schokokuss bei einem Zuschauer auf dem Schuh gelandet. Das sollte natürlich nicht passieren.“
Insgesamt drei offizielle „Gesellenstücke“ musste Markus Weise im Laufe der Ausbildung auf der Bühne präsentieren. Doch die Mühe hat sich gelohnt. Die praktischen, mündlichen und schiftlichen Prüfungen bestand er vor den Vertretern der Landesschulbehörde mit Auszeichnung.
Weiterführende Ausbildung zum Klinik-Clown
Für eine weiterführende Ausbildung zum Klinik-Clown konnte sich der Delmenhorster bereits einen der begehrten Studienplätze sichern. „Ich würde dann gerne im Altenheim auftreten“, erklärt er. Ansonsten werde er einfach gucken, was noch so passiere. Die private Mobilnummer von Roncalli-Chef Bernhard Paul hat er jedenfalls schon in der Tasche: „Die hat er uns Clowns-Schülern nach einem Auftritt im Café der Artisten gegeben.“
Was Markus Weise noch während seiner Ausbildung zum „Staatlich geprüften Darsteller für Clowntheater und Komik“ erlebt hat, ist in seiner schriftlichen Abschlussarbeit mit dem Titel „Zapp ohne Boing“ vermerkt. Und für diese hat ein Verlag bereits sein Interesse bekundet…