Die Schülerinnen Valeska Timke und Celine Saathoff bedauern, zusammen mit ihrem Lehrer Daniel Klotzek (v.r.), dass ihr Mitschüler Elsaid wieder zurück nach Albanien geschickt wird. Foto: Möller Die Schülerinnen Valeska Timke und Celine Saathoff bedauern, zusammen mit ihrem Lehrer Daniel Klotzek (v.r.), dass ihr Mitschüler Elsaid wieder zurück nach Albanien geschickt wird. Foto: Möller
Verordnete Ausreise

Schülerprotest: Eine Botschaft an alle Erwachsenen

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Die Schulklasse 8.2 an der Integrierten Gesamtschule Lilienthal erlebt die „verordnete Ausreise“ ihres Mitschülers Elsaid wie den "Verlust eines Freundes". In einem offenen Brief wenden sie sich an "alle Erwachsenen".

Die Jugendlichen wissen, dass ihr Protest nichts mehr ändern wird, aber möglichst viele sollen erfahren, dass sie anderer Meinung sind. An der IGS Lilienthal sind Schülerinnen und Schüler der Klasse 8.2 traurig: Ihr Mitschüler und guter Freund Elsaid muss heute das Land verlassen. Sie haben einen offenen Brief geschrieben. Die Lehrer sollen es wissen, genauso die Politiker und der Bürgermeister – ihre Botschaft richtet sich an alle Erwachsenen.

Der Breif der Schülerinnen und Schüler der IGS Lilienthal.

Der Brief der Schülerinnen und Schüler der IGS Lilienthal.

Die Jugendlichen können nicht verstehen, warum ein Mitschüler, der ihnen ein guter Freund geworden ist, das Land verlassen muss. Elsaid Q. wird heute zusammen mit seiner Familie zurück nach Albanien ausreisen.

„Deutschland verliert zwei tolle Kinder“

„Deutschland verliert damit zwei tolle Kinder“, sagt auch Da­niel Klotzek, der auch die jüngere Schwester des Albaners kennt. Als Lehrer hatte er die Aufgabe, seiner Klasse die unangenehme Nachricht zu überbringen. Seine Informationen über den Status der Familie bekam er dabei vom Schüler, nicht von einer Behörde. Seit den Sommerferien besuchte der junge Albaner drei Tage die Woche eine Sprachlernklasse in Grasberg und weitere zwei Tage die Klasse 8.2 in Lilienthal.

In den acht Monaten sind gute Freundschaften entstanden. „Wir waren zusammen auf Klassenfahrt, wir haben uns toll verstanden“, erzählt Mitschülerin Celine Saathoff. „Herr Klotzek hat uns erklärt, dass Albanien ein sicheres Herkunftsland ist und Elsaid deswegen nicht hier bleiben darf“, sagt Valeska Timke. Die Schülerin ist sichtlich betroffen, „es kommt also gar nicht darauf an, wie gut jemand deutsch spricht oder integriert ist und was für ein Mensch er ist, es zählt alleine, aus welchem Land er kommt, das einzige, was zählt, ist das, worauf man überhaupt keinen Einfluss hat.“

Bürgermeister kann nicht helfen

„Das ist immer hart, wenn man einen Freund verliert“, sagt Lilienthals Bürgermeister Kristian W. Tangermann, angesprochen auf den Brief der Schulklasse. Ohne den genauen Sachverhalt zu kennen, verweist er aber darauf, dass Deutschland nur den Menschen Schutz gewähren könne, die wirklich vor Krieg und Verfolgung flüchten. Andere Menschen, die einwandern möchten, dürften dabei eben nicht illegale Wege beschreiten.

Im Landkreis Osterholz kam es in diesem Jahr zu insgesamt 299 Ausreisen von abgelehnten Asylsuchenden, so Kreishaussprecher Marco Prietz. Davon waren alleine 271 Personen vom Balkan betroffen, das Gebiet gilt als sichere Herkunftsregion, die Ablehnungsquote für Asylanträge liegt bei fast 99 Prozent. Im vorliegenden Fall handele es sich nicht um eine zwangsweise Abschiebung, vielmehr käme es zu einer freiwilligen Ausreise, so Prietz. In solchen Fällen würden Förderprogramme greifen, die Familien einen Zuschuss erhalten. „Wir haben gute Erfahrungen mit diesen freiwilligen Ausreisen gemacht“, so Prietz, nur in 31 Fällen kam es im ablaufenden Jahr zu zwangsweise Abschiebungen. 

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