Beim Faustlos-Programm an der Grundschule Brinkum, an anderen Grundschulen in der Gemeinde Stuhr, und in Kitas, sollen Kinder lernen, sich gegenseitig zu verstehen und Probleme zu lösen, bevor der Streit eskaliert und es zu Gewalt kommt. Prävention Foto: Pezibear / pixabay Beim Faustlos-Programm an Grundschulen in Stuhr sollen Kinder lernen, sich gegenseitig zu verstehen und Probleme zu lösen, bevor ein Streit eskaliert. Foto: Pezibear / pixabay
Gewaltprävention

Grundschulen in Stuhr: Bevor der Streit eskaliert:

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Grundschüler in Stuhr nehmen an einem Präventionsprojekt gegen Gewalt teil. Beim „Faustlos“-Programm sollen sie lernen, der Wut nicht freie Fahrt zu lassen und zu verstehen, wie sich der andere fühlt.

„Bist du wütend, zähl bis vier – hilft das nicht, dann explodier“ – den Reim von Wilhelm Busch sagt sich Katja Siebels leise vor, wenn sie wütend wird.

Schließlich predigt die Grundschullehrerin auch ihren Schülern, sich einen kleinen Spruch für solche Situationen auszusuchen. Lustig soll er sein – das nimmt nämlich dem ersten Ärger seinen Ernst.

Gewaltprävention für Grundschüler

So wie ihre Kollegen bringt Siebels den Kindern damit die „Faustlos“-Idee näher – ein Programm zur Gewaltprävention vom Heidelberger Präventionszentrum, an dem die Grundschule Brinkum seit 2004 teilnimmt.

Die Kinder sollen dabei Mitgefühl lernen, ihren Umgang mit Wut und Gewalt überprüfen und ihre Impulse kontrollieren. Jede Klasse, von Stufe eins bis vier, macht wöchentlich eine Stunde Präventionsarbeit.

Siebels: „Manchmal fehlen die Grundwerte“

Die Kleinsten beginnen beispielsweise damit, anhand von Bildern mit Gesichtern Gefühle zu erkennen. Später werden kleine Geschichten besprochen, in denen es gilt, zwischenmenschliche Probleme zu lösen.

Der Bedarf an diesem Unterricht steigt, glaubt Siebels. „Ich weiß nicht, wie es ohne das Programm laufen würde“, sagt sie nachdenklich. „Bei den Kindern fehlen heute manchmal die Grundwerte.

Das Programm gegen Gewalt muss in der Praxis wirken

Lehrerinnen der Grundschule Brinkum bei der Faustlos-Fortbildung in Heiligenrode.

Lehrerinnen der Grundschule Brinkum bei der Faustlos-Fortbildung.

Damit die Lehrer die Chance haben, solche Sorgen zu teilen und Probleme aus der Praxis zu besprechen, gibt es regelmäßige Fortbildungen – so wie vergangene Woche, als Programm-Mitentwickler Dr. Andreas Schick zur Nachschulung der Lehrer aus Brinkum nach Heiligenrode kam.

„Das wichtigste“, stellte der Diplom-Psychologe klar, „ist die Zeit zwischen zwei Faustlos-Einheiten.“ Es genüge nicht, das Programm nur im Unterricht zu besprechen. Dann verstünden die Kinder nicht, das die Stunden etwas mit ihrem Leben zu tun haben.

Er nannte den Fall eines Jungen, der direkt nach einer Faustlos-Stunde in eine Schlägerei geriet. Als er darauf angesprochen wurde, er könne den Streit doch ebenso lösen, wie zuvor die Probleme im Unterricht, sagte er bestimmt: „Nein. Die Problemlösung benutzen wir doch nur in den Faustlos-Stunden!“

Kinder finden selber eine Lösung

Dass das in Brinkum schon besser funktioniert, versichert Siebels. „Die Kinder finden jetzt häufig selber eine Lösung. Sie schlagen nach einem Streit etwa vor, dass einer dem Anderen zur Entschuldigung ein Bild malt oder ihm die Hand geben könnte.“

Brinkum ist Vorreiter, doch mittlerweile nehmen auch andere Grundschulen und viele Kitas in Stuhr an dem Projekt gegen Gewalt teil. Finanziert wird die Fortbildung und die Unterrichtsmaterialien von der Gemeinde. „Das Programm hat sich einfach bewährt“, so Hans Schüler vom Team Jugend der Gemeinde.

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