Immer wieder sorgt das Satire-Portal „Der Postillon“ mit kuriosen Nachrichten für Lacher. Artikel werden von Hunderten auf Facebook geteilt und von Tausenden gelikt. Was in Bremen aber viele gar nicht wissen: Regelmäßig entstehen die Geschichten in der Hansestadt.
Philipp Feldhusen und Peer Gahmert sind die einzigen Bremer im Autorenteam des erfolgreichen Satiremagazins. „Besonders geeignet sind Themen, die von so großer Resonanz sind, dass jeder was damit anfangen kann“, sagt Gahmert.
Bremer schlagen „Postillon“-Pointen vor
Ein CDU-Parteitag, das Outing eines Ex-Fußball-Profis oder eben der Weihnachtsmann – jeden Morgen schickt Postillon-Chef Stefan Sichermann Themenvorschläge per E-Mail an seine Autoren. „Und wir schlagen dann Pointen vor“, erklärt Gahmert.
Kommen sie gut an, entsteht ein ganzer Artikel. „Die Überschrift muss gut pointiert sein“, sagt der 32-Jährige. Dann kann eine Geschichte ein Klickbringer werden.
Obwohl die Nachrichten frei erfunden sind, müssen die nachprüfbaren Fakten stimmen. „Da verzeihen Leser gar nichts“, sagt Gahmert. „Sie merken sofort, wenn man keine Ahnung hat.“
Gahmert und Feldhusen betreiben eigenes Satire-Magazin
Auf die beiden Bremer ist „Der Postillon“ aufmerksam geworden, weil Gahmert und Feldhusen seit 2010 ihr eigenes Online-Satire-Magazin „Eine Zeitung“ betreiben.
Nach ihren Angaben verzeichnen die Bremer 250.000 Seitenaufrufe pro Monat aus ganz Deutschland. „Wir haben uns von Anfang ,Das dritt- oder viertgrößte Satire-Magazin‘ genannt. Mittlerweile können wir fast mit Sicherheit sagen, dass das sogar stimmt“, sagt Gahmert lachend.
Und auch beim „Postillon“ konnte das Bremer Autoren-Duo schon Erfolge feiern. „Unsere Geschichte darüber, dass Obama in der Wahlnacht den Atomkoffer verloren hat, kam zum Beispiel gut an“, sagt Feldhusen.
„Chuck Norris und Til Schweiger gehen immer“
Falls mal Themennot herrscht, befolgen die beiden einfach eine Internet-Grundregel: „Chuck Norris und Til Schweiger gehen immer.“
Kennengelernt haben sich die 32-Jährigen vor Jahren im Französisch-Leistungskurs am Schulzentrum Bördestraße in Bremen-Nord. „Nach der Schule hatten wir die Idee, ganz groß rauszukommen“, sagt Feldhusen grinsend.
Deshalb fingen die beiden an, im Voraus ihre eigene Biographie zu schreiben. „Sie wurde aber nie fertiggestellt und endet im Jahr 2026“, sagt Feldhusen. Trotzdem trauten sich die beiden mit dem Material schon 2009 auf die Bühne.
Zwei Männer – zwei völlig unterschiedliche Lebenswege
Obwohl die zwei Bremer völlig unterschiedliche berufliche Karrieren einschlugen – Feldhusen ist kaufmännischer Angestellter, Gahmert freier Dramaturg und Regisseur – stehen sie nach wie vor regelmäßig gemeinsam auf der Bühne.
Und auch wenn es dabei nicht um Satire im engeren Sinne geht, lieben die beiden das Absurde. Mit ihrer Talkshow „Ausgerechnet ich“ lassen sie zum Beispiel Experten erklären, wie Betroffene sich in den ungewöhnlichsten Situationen – Flugzeugabsturz, Zombie-Apokalpyse oder Entführung – helfen können.
Wie lustig sind die beiden eigentlich, wenn sie nicht gerade an einer Tastatur sitzen? „Ich bin kein Alleinunterhalter, aber manchmal für einen Witz gut“, sagt Gahmert. Feldhusen grinst. „Ich habe noch keinen gehört.“