„Was mich bis heute bewegt, ist die Frage, wie in Bremen Entscheidungen getroffen werden“, sagt Ortsamtsleiter Gerd Frerichs. Im Frühjahr war die Nachricht, dass die Bildungsbehörde prüfen will, unter anderem die Kleinst-Grundschule in Strom zu schließen, wie ein Blitz eingeschlagen.
Bürger malten Plakate, protestierten bei Bildungssenatorin Dr. Claudia Bogedan (SPD) gegen die Schließung. „Das war das erste Mal in meiner Amtszeit, dass sich die Bevölkerung so sehr für eine Sache eingesetzt hat“, sagt der Ortsamtsleiter.
Es hätte alles anders kommen können
So froh Frerichs auch darüber ist, dass eine Schulschließung erst einmal vom Tisch ist, so sehr ärgert er sich darüber, dass es auch leicht anders hätte kommen können. Denn: Der Vorschlag, das Ende der Schule in Strom zu prüfen, war nur ein kleiner Punkt in der über 100 Seiten langen Schulstandortplanung der Stadt.
Begründet war er in erster Linie mit anstehenden Sanierungskosten, die Beirat, Bürgern und auch Frerichs selbst von Anfang an absurd hoch erschienen. 360.000 Euro seien allein für eine neue Toilettenanlage veranschlagt gewesen.
Ortsamtsleiter kritisiert Entscheidungsprozess
„Da kommt jeder, der schon einmal ein Haus gebaut hat, doch ins Grübeln“, sagt der 67-Jährige. Auch der Runde Tisch, an dem Vertreter der Schule, des Sportvereins und des Beirats mit Verwaltungsmitarbeitern das Für und Wider einer Schließung diskutierten, habe nur wenig Klarheit darüber verschafft, wie sich die von Immobilien Bremen veranschlagten Kosten zusammensetzen.
„Es hieß, die Sanierungskosten seien nur grobe Schätzkosten“, erklärt Frerichs. Im Entwurf der Schulstandortplanung, über den aber die Mitglieder der Bildungsdeputation entscheiden sollten, prangten aber nur die nackten Zahlen.
„Wenn man etwas fundiert entscheiden soll, setzt das voraus, dass in der Entscheidungsgrundlage, die vorgelegt wird, auch alle wichtigen Punkten aufgeführt werden“, ärgert sich der Stromer Ortsamtsleiter.
Unter anderem Schulleiterin hat Politiker überzeugt
Am Ende hätten die betroffenen Bürger selbst dafür sorgen müssen, dass die Bildungspolitiker der Parteien einen Eindruck davon bekommen, welche Bedeutung die Schulen für den Stadtteil haben. „Wir haben alle Deputierten angeschrieben und alle sind gekommen“, sagt Frerichs.
Unter anderem habe Schulleiterin Margret Genieser den Politikern das Konzept der Schule vorgestellt. „Mit ihrer Art und Weise hat sie die Deputierten sprachlos gemacht“, erinnert sich der Ortsamtsleiter.
Nicht nur, dass vom Erhalt der Schule auch der Sportverein und das Ortsamt abhängen, die das Gebäude ebenfalls nutzen, auch die Schule selbst habe eine Daseinsberechtigung – auch, wenn nur wenige Schüler sie besuchen.
Schule bleibt auch 2017 Thema
Sogar aus Huchting und Woltmershausen kämen schließlich Kinder an die kleine Schule, die in großen Klassen Schwierigkeiten haben. „Was diese Schule im Bereich der Inklusion leistet, findet man in ganz Bremen nicht“, ist Frerichs überzeugt.
Dass sich die Landespolitik davon überzeugen lässt, war für Frerichs trotzdem nicht selbstverständlich. „Am Anfang habe ich befürchtet, dass wir zu klein sind, um in der Bürgerschaft wahrgenommen zu werden“, sagt er.
Auch 2017 wird es weiter um die Schule gehen. „Wir müssen jetzt darauf achten, ob die als notwendig eingestuften Sanierungsarbeiten auch tatsächlich durchgeführt werden.“
Entwicklungskonzept für Strom
Ein zweites großes Thema dürfte das sogenannte Entwicklungskonzept für den Ortsteil Strom werden. Neben den allgemeinen Entwicklungsmöglichkeiten geht es dabei vor allem auch um Bebauungsmöglichkeiten im Stadtteil.
Das Bauressort prüft zurzeit, ob es drei neue Bebauungspläne im Stadtteil erstellen kann. Der schon alte Bebauungsplan 1885 am Staffeldsweg soll überarbeitet werden. Außerdem gibt es Überlegungen, gegenüber der Einfahrt zur Brockhuchtinger Landstraße einen Bebauungsplan zu erstellen. Das dritte Baugebiet könnte im Dreieck Wiedbrokstraße / Stromer Landstraße entstehen.
Frerichs ist überzeugt, dass ein Haus in Strom für viele Bauwillige interessant sein könnte. Schließlich könne man dort ländlich wohnen und sei trotzdem in zehn Minuten in der zehntgrößten Stadt Deutschlands. „Zeigen Sie mir eine Stadt, wo das möglich ist.“