Gregor Link traf seine Liebe zum Dudelsack an einem denkbar unwahrscheinlichen Ort. Nicht etwa in den schottischen Highlands, auch nicht in einem Pub bei Whiskey und Bier. Nein, Link wuchs in der DDR auf.
Sein Vater aber besaß eine Kassette mit gaelischen Gesängen – und um den kleinen Gregor war‘s geschehen. „Wenn ich groß bin, will ich Dudelsack spielen lernen“, habe er damals schon gesagt. Die Wende machte es möglich, heute spielt der promovierte Landwirt bei der Bremer Band Crest of Gordon.
Schottland ist Faszination für viele Spieler
Nicht jedes der Gruppenmitglieder hat von solch einer lebenslangen Liebe zu dem etwas quäkigen Instrument zu erzählen. „In den frühen 90ern hat vor allem die Uniform die Leute zum Dudelsack bekehrt“, berichtet Band-Gründer Victor Besch. Der Waliser zog sich damals seinen Kilt an und spielte sich durch die Innenstädte Norddeutschlands, um interessierte Mitspieler zu finden.
Heute gibt es andere Anziehungspunkte. „Die Jugendlichen kennen die Highlands aus Computerspielen und wollen dann insgesamt mehr über Schottland wissen“, so Besch. Und in der Tat, für eine Band, die seit 25 Jahren besteht, ist ein Großteil der Truppe erstaunlich jung: Viele etwa 30-Jährige kommen zu den wöchentlichen Proben und den vielen Auftritten.
Gelernt wird dort, wo gespielt wird
„Im Moment haben wir keine Nachwuchssorgen“, bestätigt Besch. „Aber darauf kann man sich nicht permanent verlassen.“ Und der Drummer und Bandmanager Holger Schulz ergänzt: „Wir sind froh, dass wir Robin Davies als Chorleiter haben, der erst knapp über 30 ist. Wenn man junge Leute haben will, müssen die auch in der Führungsriege vertreten sein.“
Normalerweise lernen Musiker ihr Instrument bei Musikschulen und suchen sich erst anschließend eine Band. Bei Crest of Gordons läuft das andersrum, gelernt wird dort, wo gespielt wird – es gibt schlicht keinen Dudelsack-Unterricht in der Musikschule. Und auch die schottische Art zu trommeln, lässt sich nicht überall erlernen.
Größter Dudelsack-Wettbewerb kommt nach Bremen
„Der Dudelsack ist ein wildes Instrument, das man erst mal bändigen muss“, sagt Besch. „Der Sack ist permanent am Tröten, die ganze Zeit muss man den Ton bestimmen – das ist anstrengender, als bei normalen Blasinstrumenten.“ „Crest of Gordons“ wollen aber nicht einfach nur spielen – sie wollen besser werden. Lehrer werden aus Schottland zu Workshops eingeflogen. In Wettbewerben messen sie sich mit den wenigen anderen Festland-Dudelsack-Teams.
Jetzt veranstalten sie selbst den bundesweit größten Dudelsack-Wettbewerb. Am 21. und 22. Januar werden Bands aus Deutschland aber auch Dänemark und der Schweiz im Alten Gymnasium vor weltbekannten Wertungsrichtern (unter anderem Stuart Liddel) ihr Können zeigen.
So richtig öffentlich ist die Veranstaltung nicht – „aber wer gerade vorbeikommt, kann ja ruhig mal reinkommen und zuhören“, meint Gregor Link. Wer weiß – vielleicht wird ja jemand infiziert, ganz wie er selbst als kleiner Junge.